Ein Film voller kindlich-anarchischer Zerstörungslust,
geschmiert mit ungebremstem Blödsinn. Mir ist völlig unverständlich, warum „Der
Nanny“ überwiegend schlechte Kritiken hat – was erwarten die Leute? Tiefe
Einsichten? Sozialkritik? Hallo? (wie meine Tochter sagen würde)
Worum geht’s?
Immobilienentwickler Clemens ist fett im Geschäft, hat sich diesmal
aber überhoben: mit dem Abbruch des Anglerviertels in Berlin betreibt er ein
Geschäft, das unbedingt gelingen MUSS – sonst droht dem Herren der tausend Wohnungen
und Schlossbesitzer Privatinsolvenz und Obdachlosigkeit.
Der Gute ist also im Stress – und das nicht nur
geschäftlich: als alleinerziehende Vater zweier bis zum Anschlag rebellischer
Kinder versucht er, Aufzucht und Hege seines Nachwuchses an eine Reihe von
Kinderfrauen auszulagern, die aber regelmäßig von den lieben Kleinen vertrieben
werden (großer Auftritt: Tochter Winnie als „Harold“-Variante mit appem' Arm im
Blutsee auf Parkett).
Winnie ist sauer, sogar dauer-sauer. Das Geschwisterpaar kommt direkt aus der Hölle, ist aber nur Produkt der Verhältnisse. Wenigstens haben sie ein paar gute Filme gesehen. |
Das kombiniert sich nun konstruktiv mit dem Rachefeldzug des
Gelegenheitsbeschäftigten Rolf
(unvergesslich: Milan Peschel - er sieht im Film eigentlich immer so aus, als
habe er sein Gebiss vergessen). Milan will Clemens eigentlich nur eine auf die
Zwölf geben, wird aber kurzerhand als Kinderhüter eingestellt und sieht das als
Chance, Clemens doch noch im Guten zu überzeugen, das Anglerviertel und Rolfs
Wohnung stehen zu lassen.
Aus dem Zusammenleben von Winnie, Theo und Rolf entwickelt
sich eine chaotische Reihe von häuslichen Katastrophen in deren Verlauf mehrere
Autos, Kois und Landschaftsgärten sowie ein koreanisches Restaurant daran
glauben müssen.
"Willkommen in der Hölle, Gollum!"
Erst als Clemens bei der Räumung des Viertels seine eigenen
Kinder auf der anderen Seite der Barrikaden zusammen mit Mietern und Besetzern sieht,
setzt er neue Prioritäten. Er zerreißt den Vertrag mit der Investorin und
antwortet auf die Beleidigungen seiner Kinder durch Firmen-Partner August mit
der einzigen angemessenen Antwort: der Faust. (Obwohl: der Fall Tuğçe Albayrak
zeigt, dass man Gewalt wirklich, wirklich meiden sollte. Nach allem, was man bis heute über das
Geschehen weiß, hat der Täter der jungen Frau (was man eh nicht soll) eine
Ohrfeige gegeben, die ist umgefallen und hat sich dabei tödlich verletzt. So’n Scheiß!)
Wie war’s?
Na eben lustig! Wenn ich eine durchschnittliche romantische
Komödie von Till Schweiger mit einem Schweighöfer-Film vergleiche, fällt der
Vergleich eindeutig zugunsten Schweighöfers aus: da ist einfach mehr Action
drin, da geht einfach mehr kaputt. „Der Nanny“ ist ein wohlmeinender „Mad Rolf“
der rechts und links Sachschäden verursacht, aber dabei die Seelen der Menschen
flickt.
Dass im Film ein paar ziemlich deutliche Anleihen gemacht
werden (die bereits erwähnte Szene aus Harold and Maude, die Hogwards-Remiszenz
inklusive einer Mrs. McGonagall, Lebensmittel-Sex mit Fisch etc.) buche ich unter
„Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht“ ab. Etwas störender war das Fiasko
der kleinen Winnie auf der Fete der Großen – da hätte ich mir den gleichen
anarchischen Unsinn gewünscht, der den Rest des Filmes so genießbar macht,
bekommen habe ich aber nur ereignislose Vorhersehbarkeit.
Lobend erwähnen möchte ich a) dass die moralische Botschaft „Kümmere
Dich um Deine Brut, und damit ist nicht nur Kohle gemeint“ unaufdringlich
daherkommt und b) dass Milan Peschel ein ausgesprochener Glücksfall und ein
glaubwürdiger Charakter ist: Seinem Rolf glückt nicht alles, aber auch nicht
alles nicht, er hat Einblicke, aber keinen Überblick. Fast wie im richtigen
Leben.
Friendlys Schulnote: eine ZWEI-PLUS, frei ab grade-gucken-können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen