Dieser Film schafft es, sowohl besonders gut als
auch besonders mittelmäßig zur gleichen Zeit zu sein. Mit 169 Minuten Laufzeit hat er ja
auch die Zeit dazu. Schlecht ist der Film, wenn zwei Wissenschaftler-Darsteller
vor einem Whiteboard stehen und sich gegenseitig mit Pseudo-Physik
zuschwurbeln. Gut ist er, wenn die schwarze Leere des Weltraums auf einmal
unendlich zu sein scheint und das Raumschiff sehr, sehr klein.
Cooper kapert eine vergessene Drohne. Wenn er sie hat, wird sie zur Mähdreschersteuerung umgebaut |
Worum geht’s?
Wie gesagt: 169 Minuten Laufzeit, da kommt einiges zusammen.
Ich fasse mich kurz: Der Klimawandel und die Änderung der
Atmosphärenzusammensetzung setzen der Erde zu: Die meisten Kulturpflanzen
wachsen nicht mehr und die Ernährung der Bevölkerung ist das vorherrschende Problem
auch in den entwickelten Staaten.
Als Folge arbeiten fast alle Menschen in der Landwirtschaft –
so auch die Familie von Ex-Astronaut Cooper. Cooper findet über Beobachtungen
seiner Tochter Murphy (wer seine Tochter ‚Murphy‘ nennt, kann sich nachher
nicht beschweren, wenn sie ihn mit der Axt erschlägt, finde ich) Kontakt zu
einer im Untergrund operierenden NASA, geleitet von Professor Brand, seinem
früheren Chef.
Er erfährt, dass Brand vor Jahren zwölf Astronauten durch
eine interstellare Abkürzung (aka ‚Wurmloch‘) zu einem fernen Sonnensystem mit
12 Planeten geschickt hat, um als Vorauskommando nach einem bewohnbaren
Planeten zu suchen. Cooper soll nun zusammen mit Brands Tochter und zwei
weiteren Astronauten hinfliegen und die Berichte der zwölf Späher einholen und
überprüfen. Danach würde die NASA an die Öffentlichkeit gehen und die
Menschheit in das hoffentlich gefundene Paradies evakuieren (Plan A) oder
wenigstens 500 gefrorene, befruchtete Eizellen, die sie Cooper und Brand
eingepackt haben, heranwachsen lassen um den Planeten zu besiedeln (Plan B).
"Wir brauchen keine Ingenieure mehr, wir brauchen Farmer!" - jaja, und die Mondlandung war ein großes Täuschungsmanöver, um die Russen in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben... |
Cooper verabschiedet sich von Sohn und Tochter (die ihm den
Abschied sehr übel nimmt) und bewältigt die abenteuerlich Reise in das andere
System knapp, aber lebend.
Der Treibstoff reicht leider nur mehr für den Besuch eines der drei Planeten, von dessen Oberfläche noch Funksignale kommen. Die Besatzung entscheidet sich für den Planeten mit den besten Umweltbedingungen.
Der Treibstoff reicht leider nur mehr für den Besuch eines der drei Planeten, von dessen Oberfläche noch Funksignale kommen. Die Besatzung entscheidet sich für den Planeten mit den besten Umweltbedingungen.
Erfreulicherweise ist Astronaut Dr. Mann, der auf diesem
Planeten vor Jahren gelandet ist, noch am Leben. Sie wecken ihn aus dem
Kälteschlaf – was vielleicht ein Fehler war, weil Dr. Mann die Sensordaten
gefälscht und dem unwirtlichen Eisplaneten eine lebensfreundliche Oberfläche
unter dem Eispanzer angedichtet hatte, mit dem Ziel, die nachfolgenden
Expeditionen dazu zu bewegen, ihn doch bitte wieder abzuholen. Jetzt muss etwas
vertuscht werden, und er beginnt erst mal damit, Cooper die Helmscheibe einzuschlagen.
Lebensfeindlicher Eisplanet wird als Blumeninsel verkauft - Hauptsache jemand kommt mich abholen! |
Jetzt wird es etwas turbulent: Mann flüchtet mit dem
Landeboot und will am Raumschiff andocken, verbockt es und fliegt in die Luft.
Cooper und Miss Brand kommen mit dem zweiten Lander nach und docken an das
beschädigte Raumschiff an. Leider haben sie nun zu wenig Treibstoff, um irgendwo
hinzukommen. Sie versuchen es schließlich mit einem Trick: ein Swing-By um das
Schwarze Loch im Zentrum des Systems und das gleichzeitige Abwerfen des Landers
soll das Raumschiff mit Fräulein Brand auf einen der anderen vielversprechenden
Planeten bringen. Einziger Pferdefuß: der Lander muss mit Cooper drin
abgeworfen werden.
So wird’s gemacht. Cooper ist so gut wie tot, als er mit dem
Lander auf das schwarze Loch zufliegt – stürzt aber nicht in den Tot, sondern
in ein seltsames Konstrukt, in dem alle Zeiten und Optionen einer Situation
zugleich wie aufeinandergestapelte Würfel für ihn zugänglich sind. In diesem Konstrukt gelingt es ihm, seiner Tochter Murphy
die alles entscheidenden Messdaten über das schwarze Loch zukommen zu lassen
(und nebenbei noch ein paar Ungereimtheiten in der Story durch astreine Paradoxien
zu ersetzen).
Cooper wacht in einem Krankenhausbett an Bord einer besiedelten Raumstation auf, die von seiner Tochter unter Verwendung seiner Daten konstruiert worden ist. Er trifft seine mittlerweile über 90-jährige Tochter wieder (Zeitdehnung), Finish, Ende, Aus. Über das weitere Schicksal von Fräulein Brand ist nichts bekannt.
Na wenigstens kann die NASA noch schöne Aufnäher designen. |
Wie war’s?
Naja. Es heißt, Regisseur Christopher Nolan habe sich
geraume Zeit mit Relativität und Quantenmechanik beschäftigt, bevor er den Film
gedreht hat. Das hätte er besser bleiben lassen sollen, vielleicht hätte er
dann nicht das Verlangen gefühlt, seinen Figuren so viel pseudowissenschaftlichen
Quatsch in den Mund zu legen. Überhaupt: Warum reden? Ich dachte wir sind im
Film? Ich möchte, dass im Film mehr passiert, als dass sich die Mäuler bewegen.
Obendrein: Wenn Wissenschaftler reden, dann nicht so. Die
Sprache der Physik ist die Mathematik, kein Physiker außerhalb von „Big Bang
Theory“ würde mit seinen Kollegen so schwammig über Quantenschäume und
Ereignishorizonte reden wie es die Figuren in diesem Film tun. Diese ganze Geschwätzigkeit hebt sich leider unvorteilhaft
von einem Klassiker wie „2001 – Odyssee im Weltraum“ und sogar von seinem
direkten Vergleich aus 2014, „Gravity“ ab. Diese Filme vertrauen auf die Kraft
der Bilder. „Interstellar“ hat die schönen Bilder, hat die großen Momente, aber
Nolan verwässert seinen Film und will zusätzlich den Zuschauer noch mit
Wissenschafts-Kauderwelsch besoffen reden.
Noch etwas zu den Charakteren: so richtig glaubwürdig war
für mich keiner. Cooper habe ich grade noch abgenommen, dass er sich zu den
Sternen sehnt, aber das war es dann schon: Murphy, Brand, Dr. Mann – alles Staffagen,
seelenlose Funktionsträger der Story.
Noch ein Problem des Filmes: einer der philosophischen
Themen sollte offensichtlich Dr. Manns These von der Selbstbehauptung sein –
kurz gesagt: alles ist erlaubt, wenn es sonst ans eigene Leben ginge. Das ist
eine These, die mich einfach nicht interessiert. Ist das jetzt wieder so ein
Amerika-Ding? Eine kulturelle Dissonanz? Sind die amerikanischen Zuschauer
inspiriert, wenn sie das im Kino sehen? Mir sagt es nichts, und meinen Freunden
auch nichts.
Und: die Sache mit den 169 Minuten. Der Film ist schlicht zu
lang. Besser kein Bier mit in die Vorstellung nehmen.
Jetzt zu den guten Seiten: Der Film ist großartig bebildert.
Die Abenteuer auf den Planeten sind spannend, der Weltraum ehrfurchtgebietend.
Sogar das schwarze Loch ist attraktiv gestaltet. Besonders gefallen hat mir die
Darstellung des 5-dimensionalen ‚alles-zugleich‘ Konstruktes. Das hat Stil!
Das bringt mich zurück zum Ausgangsproblem: Dieser Film hat
sich so viel Zeit genommen, dass er spielend beides zugleich sein kann: gut (Bilder,
Abenteuer, Weltraum) und schlecht (Geschwurbel, Charaktere, ethische Dilemmata).
Im Ganzen deshalb diesmal Friendlys Schulnote: nur eine Zwei.
Rätselfrage: Der Computer in „2001“ hat einen Namen, der auf
eine bekannte Computerfirma verweist. Welche Firma ist das?
Antwort auf das Rätsel: IBM. Der Computer in "2001" heißt HAL - verschiebt man jeden Buchstaben um eine Position im Alphabet erhält man IBM...
AntwortenLöschenWas habe ich jetzt gewonnen? :D
Das ist die richtige Lösung! (Fanfarenklang, Showtreppe, breites Grinsen). Streng genommen habe ich diese Rätselfrage in meinem Post vom 19. November (no turning back) auch schon aufgelöst, aber trotzdem: Respekt. Vielleicht kannst Du Dich als nächstes mit der aktuellen Frage (steht immer im Post ganz oben in der 'vollständigen Liste' - das ist die ohne Bilder) zuwenden.
AntwortenLöschenGrüße,
Friendly
Na immerhin Fanfarenklänge. :)
LöschenIch bin über einen Link heute zum ersten Mal auf diese Seite gekommen. Der Grund, weshalb ich es wusste: ich habe neulich eine Kubrick-Doku geguckt, wo das erwähnt wurde. ;)