Montag, 22. September 2014

Apocalypto

Mel Gibson ist gut dokumentierter Weise komplett irre und nicht grade der Mensch, mit dem man in die Ferien fahren möchte: er wird laut und unangenehm wenn er trinkt, er ist fremdenfeindlich, judenfeindlich, ist katholischer Traditionalist, beschimpft Polizisten, fährt besoffen - aber Gott! Kann der Mann Filme machen! Der Patriot!, Braveheart! Fletchers Visionen! Gallipoli! Meisterwerke über Meisterwerke! Heute geht es um einen Film, der ein Meisterwerk ist, grade weil er von diesem schwer gestörten Irren gedreht worden ist.

Zur Opferzeremonie aufgebretzelt: So sehen Sieger aus, Schalalalala...

Worum geht's?I

Die Story ist schnell erzählt: Im vorcolumbianischen Mittelamerika wird ein Stamm Indios von einer Maya-Warparty überfallen: Bis auf die kleinen Kinder werden alle Richtung Stadt verschleppt. Der schwangeren Frau des Helden gelingt es, sich mit dem kleinen Sohn in einer Zisterne zu verstecken - allerdings kommt sie nicht mehr ohne fremde Hilfe heraus. In der Stadt angekommen, werden die Frauen verkauft, die Männer werden einer nach dem anderen auf den Stufen der großen Pyramide dem Sonnengott geopfert (große Szene: wie lange schlägt ein Herz eigentlich noch, wenn man es aus der Brust geschnitten hat?). Als eine Sonnenfinsternis die jubelnden Massen am Fuß der Pyramide verunsichert, legt der Hohepriester die Erscheinung als Befehl des Sonnengottes aus, die Opferungen zu beenden. Die restlichen Gefangenen Männer sollen  entsorgt werden. 
Und das ist es, was durch massive Verwendung herausgerissener Herzen verhindert werden soll: Die Kleine verflucht mit dem Nachdruck der vom Tode gezeichneten

Der Chef des Gefangenentransportes hat sich dafür einen besonderen Spaß ausgedacht: er lässt die Gefangenen paarweise von einem Ende des Ballspielplatzes zum am anderen Ende gelegenen Maisfeld laufen. Dabei schleudern seine Krieger Speere und Steine und schießen Pfeile auf sie. Kurz vor dem Feld wartet dann noch ein Krieger auf die Fliehenden um ihnen mit der Keule den Rest zu geben. Ein Mordsgaudi also...

Die ersten beiden Gefangenen fallen durch Stein und Speer. Unser Held schafft sich einen kleinen Startvorsprung und läuft wildes Zickzack, um den Speeren auszuweichen. Das gelingt nicht völlig: weit in der anderen Hälfte des Spielfeldes erwischt ihn ein Pfeil, er stürzt, und der Mann mit der Keule kommt. 
Daheim warten Frau, Kind und Ungeborenes, dass Papa sie aus der Zisterne holt, bevor die Regenzeit kommt.

Unter Schmerzen kann unser Held Spitze und Schaft der Pfeiles, der ihn durchbohrt hat, abbrechen und damit den Gegner an der Halsarterie verletzen. Er flieht, die War-Party auf den Fersen, es gibt allerlei Versteckspiel und Kampf. Am Ende läßt er die Verfolger hinter sich, befreit Frau und Kinder aus der vollaufenden Zisterne und flieht mit ihnen.


Wie war's?

Klar, man kann es für manieriert halten, dass der Film komplett in einer Maya-Sprache gedreht worden und in europäischen Sprachen untertitelt worden ist. Man kann Mel Gibson exzessive Gewaltdarstellung vorhalten, wenn er die kopflosen Körper der geopferten die Treppe der Stufenpyramide herunterpoltern lässt, wenn Speere sich durch Körper bohren und Keulen Schädel zerschmettern - aber seit "300" sind wir da explizitere Darstellungen gewohnt. Außerdem unterstützt die Gewaltdarstellung hier (und das im Gegensatz zu "300") die zentrale Botschaft des Films: "Furcht ist eine Krankheit".
Der Herrscher staunt nicht schlecht, als sich die Sonne verfinstert. Der Hohepriester aber hat alles im Griff.

Um noch einmal auf Mel Gibsons Geisteszustand einzugehen: Der Film ist extrem. Extrem in der Gewalt, extrem in der Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Zuschauer und extrem in der Botschaft, die eine radikale Subversivität in sich trägt: wer keine Angst hat, ist nicht von Regeln und Gesetzen eingeengt und muss sein Handeln nur mit seinem eigenen Willen in Übereinstimmung bringen.

Ist das die Devise eines Psychopaten oder eines Heiligen? Kommt wahrscheinlich auf den Willen an.

Friendlys Schulnote: Eine ZWEI-PLUS. Nichts für Kinder unter 14 (FSK 18)

Rätselfrage: Die Schwester der schönen Helena war mit einem Griechischen Helden verheiratet, der auch im Film Troja mitspielt. Wie heißt deren ältester Sohn?

Antwort der letzten Frage: Das war die Beerdigung eines Mannes ohne Furcht im besten Sinne: Ghandi

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