Ritualmorde an Kindern - nicht grade mein Lieblingsthema. Erfreulicherweise
wird in „True Detective“ aus dem Thema nicht nur billiger Grusel gepresst.
Stattdessen werden die Lebensgeschichten der beiden Polizisten über zwei
Perioden, die 14 Jahre auseinander liegen, kunstvoll mit denen der Opfer und
Täter verwoben – das kann nur eine Serie von acht Stunden Länge leisten.
Überall Zeichen zu sehen ist nicht grade ein Indiz für seelische Stabilität. Andererseits: Dass Du paranoid bist, bedeutet nicht, dass sie nicht hinter Dir her sind. |
Wie war’s?
Vorweg ein paar Worte zum Intro, das ich so gelungen finde
wie selten eines vorher: Die Projektionen von Filmstills auf Gegenstände und
Personen, unterstützt von der beunruhigend–melancholischen Filmmusik „Far from
any road“ im Southern Gothic Stil spiegelt die gebrochene Perspektive des
Films: Alles erscheint nicht als es selbst, sondern als Projektion und verzerrt
vom Auge des Betrachters. Die Dinge sind nicht wie sie scheinen, aber auch
nicht das Gegenteil. Großartig.
What's inside your head? - Das Intro von True Detective ist ein Kunstwerk |
Die Serie hat mich komplett mit dem Konzept „Serie“
ausgesöhnt. Ich muss dazu sagen, dass meine Serienerfahrung sich bisher in
engen Grenzen hielt: Ich habe nahezu alle Folgen von „Dr. House“ gesehen, „Sex
and the City“ komplett, „Game of Thrones“ soweit auf Deutsch erschienen und ein
paar Folgen von „Desperate Housewifes“ (hat mir nicht gefallen).
In der Rückschau sind das (bis auf Game of Thrones) Serien,
deren Folgen nur lose zusammenhängen. Sie unterscheiden sich in dieser Hinsicht
nicht sehr von „Pingu“ (kennt eigentlich noch jemand die Folge, in der er durch
den Kamin in die Hütte kriecht um seine kleine Schwester zu überraschen? Diese
Folge wollte mein Sohn damals nicht ein zweites Mal sehen, das war ihm zu gruselig – ich liebe
ihn).
Oder doch mit der minderjährigen Prostituierten ins Bett gehen? Was soll's, warum eigentlich nicht? |
True Detective ist also meine erste Miniserie mit einer
durchgängigen Story, also eigentlich ein einziger Kinofilm von acht Stunden
Länge mit sieben Pausen. Was mir in Filmen so oft fehlt (wie oft habe ich bei
Filmen gemäkelt: „Keine Charakterentwicklung, zu wenig Zeit“) – hier ist es
möglich.
Worum geht’s?
Ziemlich verwickelte Geschichte, die auf mehreren Zeitebenen
erzählt wird. Da ist zunächst die Zeit um 95, in der die beiden Detectives
Martin Hard (mein geliebter Woody Harrelson) und Rustin Cohle zum Schauplatz
eines Ritualmordes gerufen werden: inmitten von Maisfeldern finden sie eine
kniende, nackte Frauenleiche, gefesselt und mit einem Geweih und einem Kranz
aus Zweigen dekoriert. Im Baum davor hängen Rutengeflechte a la „Blair Witch
Project“.
Daran zu glauben, dass es einem Vorteile bringt, andere Menschen rituell zu Tode zu bringen, ist eine der Säulen der Religionen. Auch Deiner. |
Die beiden Detectives suchen den Mörder und finden noch viel
Hin und her so einiges und schließlich auch einen ziemlich verdächtigen, der
sein abgelegenes Haus mit Stolperdrähten und Handgranaten gesichert hat.
(Unmöglich, so viel Handlung hier detailliert nachzuerzählen). Der Schurke
stirbt im Feuergefecht, zwei entführte Mädchen werden befreit.
"You figure it's all a scam, huh? All them folks? They just wrong?"
"Oh yeah! Been that way since one monkey looked at the sun and told the other monkey, "He said for you to give me your fucking share""
Im Jahr 2012 ist Hart der Inhaber eines medioker laufenden
Security-Consulting-Ladens. Rusty ist Aushilfsarbeiter und Alkoholiker. Beide
werden in einer internen Untersuchung zu den Ereignissen des Jahres `95 befragt
und müssen erkennen, dass der Fall, der ihr Leben verändert – oder zerstört –
hatte, noch nicht gelöst ist. Obwohl die Abneigung, die sie schon damals
füreinander gefasst hatten, sich zu handfester Verachtung ausgewachsen hat,
gehen sie wieder zusammen auf die Jagd – der Kinder wegen.
Hard und Cole: Keine Buddy-Movie-Kalauer, aber ernsthafte Zweifel an der geistigen Gesundheit des jeweils anderen. Acht Stunden Film machen es möglich. |
Fazit?
Das ist das Beste, was ich (mit meiner beschränkten
Serienerfahrung) je gesehen habe. Definitiv besser als das minutenschindende
„Walking Dead“, tiefsinniger als (das schon exzellente) „Breaking Bad“, nicht
so „nice“ wie „Fargo“ (die episodenhaften Serien wie „House“ und „S&C“
lasse ich mal ganz aus dem Spiel).
„True Detective“ spielt, wenn auch in einem ganz anderen Genre, in einer Liga mit „Game of Thrones“, und das will etwas heißen. Ich bin ja sowieso ein Woody-Harrelson-Fan seit ich ´94 „Natural Born Killers“ gesehen habe (siehe auch: Meine Lieblingsschauspieler) und das hat sich mit „Zombieland“, „Larry Flint“ und „You don’t see me“ nur verfestigt.
„True Detective“ spielt, wenn auch in einem ganz anderen Genre, in einer Liga mit „Game of Thrones“, und das will etwas heißen. Ich bin ja sowieso ein Woody-Harrelson-Fan seit ich ´94 „Natural Born Killers“ gesehen habe (siehe auch: Meine Lieblingsschauspieler) und das hat sich mit „Zombieland“, „Larry Flint“ und „You don’t see me“ nur verfestigt.
Er ist nicht grade die Karriereleiter hinaufgefallen: Halbtags arbeiten, ab Nachmittag blau. Rustin gefällt es so. Die Detectives holen ihm das Sixpack - Hauptsache er redet, |
„True Detective“ fällt auch deshalb aus dem Rahmen, weil die
Serie das tut, was man eigentlich in Gesellschaft vermeiden sollte: sie
redet kritisch über Religion. Das ländliche Amerika mit seinen
Erweckungspredigern, Zeltmissionen und Born-Again-Christen entlarvt sich als
bigotte Anti-Idylle: Religion ist der gesellschaftlich akzeptierte Schleier
über Geschäftmacherei, Heuchlerei und Ausbeutung. Ganz nebenbei zeigt die Serie
Religion in den USA als „acquired taste“: Religionen (und Götter) kommen und
gehen. Ein Kult, der Kinder opfert ist auch nicht unvernünftiger als einer, der
vor Schlangenbissen schützt oder der das Leben nach dem Tod verspricht: Glaube
ist böse - das ist für eine amerikanische Serie schon ganz schön innovativ.
Hards Untreue wird ihm noch mal das Leben versauen. (im Bild: Alexandra Daddario) |
Ich empfehle die Serie ausdrücklich, allerdings erst ab 18
Jahren (FSK-16). Da geht es schon manchmal sehr gruselig zu, auch wenn plakative Effekte
eher spärlich verteilt sind.
Friendlys Schulnote: Eine
EINS – ohne Wenn und Aber.
Rätselfrage: Es gibt
einen recht bekannten Kriegsfilm (nein – nicht Kurosawas „Die verborgene Festung“),
der George Lukas bei der Inszenierung des ersten Star Wars Films inspiriert hat.
Wie heißt der Film? (Übrigens möchte ich noch einmal auf die noch ungelöste Rätselfrage mit den farbigen Türen hinweisen. Eine befriedigende Antwort ist noch nicht bei mir aufgetaucht, und die beiden Preise sind noch zu vergeben!)
Antwort der letzten Frage: Der gesuchte Zwergplanet ist XENA
(wie in "Xena – Warrior Princess"). Leider wurde er kürzlich in ERIS umgetauft –
auch sehr passend, wenn man bedenkt, dass die Göttin der Zwietracht vielleicht
den ganzen Streit um "Planet vs. Zwergplanet" befeuert hat.
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