Freitag, 19. Dezember 2014

Kill Bill Vol. 2

Obwohl nicht ganz so gut wie Teil eins ist „Kill Bill vol. 2“ immer noch ein tip-top Film, Uma Thurman eine glaubwürdige Rächerin (zumindest in dieser zweiten Ebene des Tarantinischen Filmiversums) und der Regisseur mal wieder eine coole Sau.

Wir erinnern uns: Beatrix Kiddo hat in Teil eins zwei von ihren ehemaligen Kollegen auf die harte Tour erledigt: Vivian Fox mit dem Wurfdolch (nachdem sie im Kampf die gesamte untere Etage verwüstet hatten) und O-Ren-Ischii mit dem Schwert (demselben, mit dem sie vorher die „Crazy-88“ Leibgarde zerstückelt hatte). Bleiben noch drei weitere Namen auf der Liste: Budd, Elle und ihr ehemaliger Freund und Anführer Bill.
"Er muss sich erst einmal an dich gewöhnen. Er hasst Weiße, er verabscheut Amerikaner und er empfindet Verachtung für Frauen. Also, was dich angeht, wird es schon eine Weile dauern"
Budd wohnt mittlerweile in einem abgewrackten Wohnwagen im Nirgendwo der Texanischen Wüste, hat seinen Job als Rausschmeißer einer Striptease-Bar grade wegen Unpünktlichkeit verloren und steht augenscheinlich zurzeit eher auf Bier als auf Beinarbeit. Eigentlich kein Gegner für Beatrix – aber hier zeigt sich, welchen Unterschied moderne Technik machen kann. Spielverderber Budd sitzt wie der Texanische Großvater im Schaukelstuhl direkt hinter der Tür, eine mit Steinsalz geladene Doppelläufige auf den Knien. Als Kiddo angreift: BUMM, und sie fliegt ebenso schnell wieder aus der Tür, wie sie hereingestürmt ist.
Gut, das ist jetzt irgendwie in dieser Häufung auch stereotyp. Frau mit Schwert. Im Film kommt es aber etwas dosierter rüber.
Budd, die Ruhe selbst, ruft die Ex-Kollegin Elle an um ihr Kiddos Schwert für eine Million zu verticken. Gemeinsam wollen sie Kiddo auf möglichst gruselige Art den Rest geben: sie begraben sie lebendig und gefesselt auf einem einsamen Friedhof.


"Das nennen sie hier eine texanische Beerdigung"

Danach machen sie sich im Wohnwagen an den Austausch der Geschenke: Elle bekommt das Hattori-Hanso-Schwert, Budd den Geldkoffer. Es bleibt auch hier wieder im Dunklen, warum Ganoven und Halsabschneider im Film sich so gerne gegenseitig vertrauen: wenn überhaupt irgendjemandem, dann würde ich auf keinem Fall jemanden wie mir selbst trauen (wenn ich Budd wäre). Wie auch immer, Budd zählt die Scheine und findet schnell die Schwarze Mamba, die Elle darunter versteckt hat. Budd wird ins Gesicht gebissen und stirbt.

Das war jetzt etwas vorschnell von Elle, weil…

… in einem Grab in der Nähe erinnert sich Beatrix an die Lehren des Pei-Mei, ihres unausstehlichen Kung-Fu-Lehrers. Seine Lehrmethoden waren zwar recht streng (unter anderem hatte er Elle eines ihrer Augen herausgerissen, als sie im Training Wiederworte gab) aber wirkungsvoll. Mit Willensstärke und blutenden Knöcheln bearbeitet Beatrix den Sargdeckel kaum 20 cm über ihrem Gesicht und langsam, langsam und nach hunderten von Schlägen gibt er nach.

Viele harte Schläge auf sehr kurze Distanz: Schmerzhaft, aber wirkungsvoll.
Es dauert etwas, und Beatrix braucht nach einem Tauchgang durch zwei Meter lockerer Erde erst einmal ein großes Wasser im Diner nebenan – aber irgendwann steht sie wieder vor Buds Wohnwagen, um die Sache zum Ende zu bringen.

Im Kampf sind sich Ellen und Kiddo ebenbürtig, aber Kiddo ist vielleicht doch noch etwas motivierter und so kommt Sie (und nicht Ellen) auf die Idee, der Gegnerin in einer Patt-Situation das zweite Auge auch noch herauszureißen (was hätte das auch gebracht…).
Das ist noch gar nichts. Aber ein Foto, wie sie das herausgerissene Auge der Gegnerin zwischen ihren bloßen Zehen verquetscht, habe ich nicht gefunden.
Ellen ist zwar nicht tot, aber erledigt, und Kiddo macht sich auf zu Bill. Dort wartet eine ambivalente Überraschung auf Sie: Ihre Tochter B.B. hat den Anschlag, der sie ins Koma gebracht hat überlebt und lebt seit vier Jahren beim treusorgenden Bill.
Und noch ein Bild mit Schwert: Bill, Bill, Bill - Deine freundliche Seite ist deine beste Seite.
Nachdem B.B. im Bett ist, pendelt das Gespräch zwischen freundlichem Wieder-Kennenlernen und –Erklären und blitzschnellen Attentaten. Schließlich schlägt Bill Kiddo das Schwert aus der Hand. Den tödlichen Stich fängt Kiddo auf, indem sie Bills Schwert in ihre eigene Schwertscheide eintütet und antwortet mit einer Folge schneller Schläge auf Bills Brustkorb – der geheimen Fünf-Punkte-Akkupressur-Herz-Explosions-Technik des Pei Mei, die sie als einzige von ihm gelernt hat. (Übrigens wunderbar hochgenommen in „Kung-Fu-Panda“: dort heißt die entscheidende Technik der „Wuxi-Fingergriff“)
Da fühlt man sich doch gleich irgendwie aufgehoben und beschützt, auch wenn auf absehbare Zeit wieder nur ein Elternteil da ist
Bill geht noch seine letzten fünf Schritte und stirbt - Beatrix holt ihre Tochter und fährt mit ihr davon.

Die Löwin hat ihr Junges wieder. Im Dschungel ist wieder alles in Ordnung

Wie  wars?

Wenn ich "Kill Bill Vol. 1" mit "Grandios" betitelt habe, dann ist Vol. 2 zumindest noch "Super". Der Film hat Spannung, Witz, Heroismus, eine gewisse schicksalhafte Unausweichlichkeit und er erhält (gegen Ende) sogar noch so etwas wie Tiefgang. Einem Actionfilm heimlich noch etwas philosophisches unterzujubeln ist im Allgemeinen eher keine gute Idee und hat schon viele vielversprechende Filme ruiniert, aber in diesem Fall hat der Film es gut weggesteckt - Es hilft natürlich, wenn die Protagonisten sich bei ihren Diskussionen gelegentlich noch gegenseitig an die Gurgel gehen.

Bills quasi hinduistischer Standpunkt des "Tue, was dein Schicksal Dir aufgetragen hat - sei eine Killerin und verschwende Dich nicht im Plattenladen" - wird er von Kiddo wiederlegt oder wird er bestätigt, wenn sie ihn tötet?

Letztlich ist der Unterschied: Beatrix Kiddo benutzt ihre Fähigkeiten, um ihr Leben zu gestalten und lässt sich das Leben nicht durch die Fähigkeiten gestalten - möglicherweise auch der Grund für seine letztendliche Niederlage (oder aber auch nicht - im Kampf zweier nahezu gleicher kann man auch einfach mal Pech haben, das weiß ich nur zu gut)

Friendlys Schulnote: Eine EINS-MINUS. FSK-16, ich empfehle ihn ab 14 Jahren.

Rätselfrage: Im Film zitiert Tarantino meiner Meinung nach durch Bill einen bekannten, alten Kampfsportfilm. Wie heißt der Film? (Mehr als eine richtige Antwort ist möglich)

Antwort der letzten Rätselfrage: Es handelt sich natürlich um "Independence Day" von Roland Emmerich. Das Lied von REM heißt "This is the End of the world as we know it"

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