Mit dem Schluss- und Höhepunkt der Hobbit-Saga findet Peter
Jackson zu alter Qualität zurück: düsterer als die zwei Vorgänger, quasi keine
Kinderbuch-Komödiantischen Einlagen, dafür aber schicksalsschwere
Unausweichlichkeit und tragische Verstrickung. Und natürlich reichlich
abgeschlagene Köpfe!
Er hat den Schatz, aber den Respekt seiner Getreuen ist er im Begriff zu verlieren. "Erweise dich Deiner Krone würdig!" |
Worum geht’s?
Teil drei der Verfilmung eines gewichtigen Kinderbuches. Während Teil eins und zwei die Story im Interesse der Franchise-Gewinn-Maximierung auswalzten wie Pizzateig, der noch in die Ecken des Backblechs gezwungen werden soll, bleibt im dritten Teil das zu erzählen, was wirklich wichtig ist: vor der Schlacht, in der Schlacht und nach der Schlacht.
Glücklicherweise ist das genau das, was Peter und seine Animateure wirklich gut können: die Aufmärsche von tausenden von Elben, die Ansprache von Zwergenfürst Dain auf seinem Kampfschwein, die große Mauer im Eingang der Festung – das hat Stil, und Stil ist alles in einem epischen Abenteuer.
Hier ist Saruman noch ganz der Gute: "Überlasst Sauron mir!" |
Der große Konflikt entsteht aus der Ursünde jeden
Herrschers: aus einem Versprechen. Im zweiten Teil der Film-Saga gab Thorin Eichenschild die
Zusage, dass er die Bürger der Seestadt unterstützen werde, wenn er erst sein Reich
unter dem Berg wieder gewonnen habe. Und natürlich, dass eine Zeit der Prosperität und des
Friedens kommen werde.
Stattdessen kommt der Drache. Smaug ist unzufrieden, dass er
die Zwerge und Meisterdieb Beutlin nicht finden und töten kann und nimmt sich
stattdessen das Nächstbeste vor, um sein Aggression abzuarbeiten (soll ja auch
gesund sein): er greift die Seestadt an. Und wie er sie angreift! Ich sage nur:
Dresden.
Sie wollen ihren Anteil wirklich - und keine Ausreden jetzt! Die Herren in Gold sind nicht die Umzugshelfer. |
Die Bürger sind hilflos, die einzige Gegenwehr kommt vom
Jäger Bart, der nach vielen vergeblichen Versuchen schließlich mit
seinem letzten Pfeil genau in die einzige Lücke des Juwelenpanzers trifft und den Drachen tötet.
Die Stadt ist zerstört und die Bürger ziehen zum einsamen Berg,
um in den Ruinen der Stadt Thale Unterschlupf zu suchen und um den Zwergenkönig
Thorin um die versprochene Unterstützung zu bitten.
In the meantime… sind auch die Waldelfen bereits
eingetroffen, und, damit ihre Ansprüche auch erhört werden, mit gleich tausend
Bogenschützen.
Jetzt beginnt sich die Eskalationsspirale zu drehen: Thorin
will sich nicht vom Truppenaufmarsch erpressen lassen und nimmt deshalb sein
Hilfsversprechen zurück – es sei ohnehin unter Zwang abgegeben worden. Die
Seestädter sind begreiflicherweise nicht begeistert, dass ihre Stadt vom
Drachenfeuer verbrannt worden ist, weil Thorin seinen Schatz wieder erobern wollte und sie nun mit dem Schaden allein dastehen. Die Elben wollen mindestens alle
die Teile des Schatzes zurück, die Smaug den elbischen Vorbesitzern geraubt
hatte und stellen ein Ultimatum.
Die Zwerge verschanzen sich hinter einer amtlichen Mauer,
aber zu vierzehnt wären sie der hundertfachen Übermacht wahrscheinlich nicht
lange gewachsen, wenn nicht …. Thorin Nachricht zu seinem Vetter Dain Eisenfuß
geschickt hätte. Dain ist auf dem Weg, und er kommt nicht allein: die Krieger-Zwerge
der Eisenberge kommen mit ihm.
„Ich hielt Thorin immer für den Gescheiteren von den beiden“
Bilbo versucht die Situation durch eine heroische Tat zu
retten, bevor alles eskaliert: er stielt den Arkenstein, das wertvollste
Juwel des Schatzes und Insignie der Königsmacht und übergibt ihn dem
Elbenfürsten Thranduil. Der Schachzug misslingt, Thorin bleibt verbohrt, die Schlacht bricht los.
Die Sache spitzt sich noch wesentlich zu, als entsprechend
der Warnung des Zauberers Gandalf jetzt wirklich die Ork-Horden über die Hügel steigen. Was folgt, ist eigentlich nicht vernünftig ohne Bilder zu
beschreiben. Ein ausuferndes, heroisches Massaker, effektvoll inszeniert, als Schlußpunkt ein
epischer Zweikampf zwischen Thorin und dem Ober-Ork der ….. gewissermaßen
unentschieden endet.
Diese Dame möchte man nicht erzürnen: Wer den dunklen Herrscher bannen kann, hat bestimmt auch verbal etwas drauf. |
Nicht geschildert habe ich mal wieder: a) Die Romanze
zwischen der Elbe Tauriel und dem Zwerg Kili (ja, dazu gibt es eine große
Kontroverse, eine Einführung findet man zum Beispiel hier), b) der Kampf
gegen den „Hexenkönig von Angmar“, der sich dabei als Avatar des finsteren
Herrschers Sauron herausstellt (hier treten die bereits bekannten Charaktere
Gandalf, Elbenherrscher Elrond und Fürstin Galadriel auf), c) Radagasts
Kaninchenschlitten – ich als ehemaliger achtfacher Kaninchenpfleger sage euch:
das haben die Jungs und Mädels von WETA Digital gut animiert bekommen!
Wie war’s?
Ich habe diesmal ein paar Filmkritiken gelesen (jaja, ich habe gesagt, dass ich das nicht tun würde, bevor ich meine eigene geschrieben habe, aber in diesem Fall habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten: ich musste wissen, ob der Film gut ist oder schlecht), allerdings straucheln die geschätzten Kollegen wieder einmal an ihrem Unvermögen, sich auf einen Film wirklich einzulassen. Ja gibt es denn niemanden mehr, der einfach mal „gut“ sagen kann, wenn er einen guten Film sieht?
Da wird an der Story gemäkelt, da beschwert man sich, dass
ein Film namens (hihi...) „Die Schlacht der fünf Heere“ zu gewalttätig sei, Tauriel und Kili
seien in Tolkiens Buch doch gar nicht verliebt gewesen, Thorin komme zu
überraschend zur Besinnung, überhaupt tauche der Name Tauriel gar nicht auf –
und die Fundlage sei dünn, was den Kampf gegen den Nekromanten in Angmar angehe….
Der König der Elben kann sich an Starrköpfigkeit schon fast mit einem Zwerg messen. Wie viele seiner Untertanen werden sterben, damit er sein Geschmeide wiederbekommt? |
Leute, dieser Film ist gut, bleibt gut und wird seine
Spitzenposition der drei „Hobbit“-Filme aus jeder möglichen Betrachtungsrichtung verteidigen. Er ist kurzweilig,
er erzählt eine halbwegs glaubwürdige innere Story über den Sinneswandel des
Thorin Eichenschild (erst durch Zwergen-Halsstarrigkeit hin zum „Wir geben
nichts“, dann wegen allgemeinen Gegenwindes aller Mitzwerge und einer
geharnischten Ansprache des Alterspräsidenten Dori wieder zurück zum: „Wenn wir
nichts geben, werden wir wenigstens mitkämpfen“). Er zeigt eine phantastische
Welt und malt sie so detailversessen aus, das Tolkien stolz gewesen wäre.
Klasse!
Friendlys Schulnote: Eine EINS-MINUS ( vor allem deshalb
Minus, weil die beiden anderen Hobbit-Teile gegen den dritten Teil doch etwas
abfallen und sie in meinem und wahrscheinlich auch im Gedächtnis der
geschätzten Leser irgendwie verknüpft sind). FSK-12, ich empfehle den Film auch ausnahmsweise nicht für jüngere Kinder, es sei denn, sie sind in Krisenregionen aufgewachsen: Im Film fallen doch zu viele Köpfe vom Rumpf.
Hilfsweise hier die Meinung meiner Tochter: Sie fand den Film gut, allerdings sei der Lauf von Legolas über die einstürzende Brücke etwas unrealistisch - allerdings sei es eine Geschichte mit viel Fantasie und deshalb dann auch wieder cool. Mein Sohn sieht einen Unterschied zum "Herrn der Ringe": Bei "Hobbit-3" folge Action auf Action und es fehle die durchgehende Geschichte, weshalb er diesen Film nicht ebenso gut finde.
Ebenfalls hilfsweise die Meinung meines Freundes K.: (ich liebe das: "Herr K" spricht exklusiv bei Friendly Fire!) Er hält den dritten Teil tatsächlich für den schwächsten der Hobbit-Trilogie. Warum?
"Ich habe mir gedacht: Peter, was hast Du da angestellt? Du kannst es doch besser! Der Film hat so viele Ungereimtheiten:
Und - ja, da hat K. schon recht mit. Aber ich fand die anderen beiden Teile eben noch schlechter. Und die sind immer noch besser als viele anderen Filme.
Hilfsweise hier die Meinung meiner Tochter: Sie fand den Film gut, allerdings sei der Lauf von Legolas über die einstürzende Brücke etwas unrealistisch - allerdings sei es eine Geschichte mit viel Fantasie und deshalb dann auch wieder cool. Mein Sohn sieht einen Unterschied zum "Herrn der Ringe": Bei "Hobbit-3" folge Action auf Action und es fehle die durchgehende Geschichte, weshalb er diesen Film nicht ebenso gut finde.
Ebenfalls hilfsweise die Meinung meines Freundes K.: (ich liebe das: "Herr K" spricht exklusiv bei Friendly Fire!) Er hält den dritten Teil tatsächlich für den schwächsten der Hobbit-Trilogie. Warum?
"Ich habe mir gedacht: Peter, was hast Du da angestellt? Du kannst es doch besser! Der Film hat so viele Ungereimtheiten:
- Da kommen die Orks hinter dune-artigen Würmern aus den Löchern, dann verschwinden die Würmer wieder. Warum? das sind doch super Viecher! Damit kann man doch angreifen!
- Und im Kampf von 13000 Zwergen gegen 20000 Orks wird der Krieg entschieden, indem 13 zusätzliche Zwerge einen Ausfall machen. Wie soll das denn gehen?
- Plötzlich reiten die Zwerge plötzlich auf Steinböcken den Hang hinaus. Nette Idee, aber hätten die Steinböcke nicht vorher zumindest erwähnt werden können? Vielleicht im Tausch gegen die vierte Wendung im Kampfgeschehen?
- Verpasste Chance I: Erinnert euch an die Szene in Helms Klamm, in der der Ausfall vorbereitet wird: das ist wirklich dramatisch. Dagegen im Hobbit: eine Mauer stürzt ein und es geht los.
- Verpasste Chance II: Im "Ring" speist der Truchsess und lässt sich von Pippin vorsingen, während seine Truppen und sein Sohn im Angriff untergehen. Im Hobbit hätte eine ähnliche Gegenüberstellung von Thorin auf seinem Schatz und den Zwergen unter dem Ansturm der Orks uns die Tränen in die Augen getrieben.
- Und die Heilung Thorins vom Schatzwahn ist zwar nett dargestellt, aber nicht motiviert (hier sind wir ja unterschiedlicher Meinung)
Und - ja, da hat K. schon recht mit. Aber ich fand die anderen beiden Teile eben noch schlechter. Und die sind immer noch besser als viele anderen Filme.
Rätselfrage: Die Hauptdarstellerin eines aktuellen Film spielt
eine Romanistin. Die Schauspielerin hat auch schon in mehreren von mir besprochenen
Filmen mitgespielt, unter anderen als Sportlerin und in einer besonderen
körperlichen Situation. Wie heißt die Darstellerin? (Gut, das ist wirklich
schwer)
Antwort der letzten Frage: Der in „Kill Bill Vol. 2“
zitierte Film ist meiner Meinung nach „Die 36 Kammern der Shaolin“ aus dem Jahr
1978. In diesem Film muss (wie in anderen Kampfsportfilmen auch, zugegeben…)
der Held eine rigorose Ausbildung absolvieren, die unter anderem darin besteht,
Wassereimer an gestreckten Armen eine Treppe hinaus und hinunter zu tragen.
"Peter Jackson ist krank. Er muss krank sein. Er zeigt folgende Symptome: Vernachlässigung jeglicher Form von vorantreibender Handlung, exzessiver Konsum von Visual Effects und fehlendes Einfühlungsvermögen. Diagnose: Drachenkrankheit, die krankhafte Gier nach Gold, die einem die Sinne vernebelt."
AntwortenLöschenHier meine Review: https://filmkompass.wordpress.com/2014/12/26/the-hobbit-the-battle-of-the-five-armies-omu-2014/