Freitag, 5. Dezember 2014

Kill Bill Vol. 1

Der Monomane unter den Filmen: Das Thema ist Rache (und zwar in Blockbuchstaben). Dass der Film trotzdem ein unbestrittenes Meisterwerk ist, ist der Verdienst des großen Quentin Tarantino, der immer sehenswerten Uma Thurman und besonders der Liebe des ersteren zur letzteren – denn das ist der Film "Kill Bill" auch: die zweiteilige, vierstündige Erklärung einer ehrfurchtsvollen Liebe zu einer faszinierenden Person und großen Schauspielerin.
Beatrix Kiddo wie wir sie lieben: Attraktive Rachegöttin mit Distanz- und Nahkampfwaffe. Wenn diese Braut kommt: renn!

Worum geht’s?

Einfache Story: Kiddo ist Mitglied und Angestellte einer Auftragskiller-GmbH. Geschäftsführer-Gesellschafter ist ihr Liebster Bill. Als Kiddo sich in einen anderen verliebt, schwanger wird und sich aus dem Staub macht, verfolgt Bill das junge Paar und beendet die Trauung mit einem Blutbad.
Korrekt in gedeckter Kleidung, allerdings mit fragwürdiger Wahl der Accessoires: Bills Killer-Squad - Auf Seite der Braut oder der Bräutigam?
Wider Erwarten überlebt Kiddo die Prügelorgie durch die Ex-Kolleginnen ebenso wie den finalen Schuss in den Kopf durch Bill. Nach Jahr und Tag kommt die gelähmte Koma-Patientin zu Bewusstsein, befreit sich aus der Hand eines sexuell abartigen Leichen-Pimps, durchläuft ein beschleunigtes Rehaprogramm und beginnt ihren Rachfeldzug gegen alle, die am Texas Church-Massacre beteiligt waren.
Gelähmt im Krankenhaus des Grauens: ein Redneck-Trucker verliert die Zunge und Pfleger "Pussy-Wagon" klemmt sich den Kopf in der Tür - insgesamt acht Mal, wenn ich richtig gezählt habe

Das sind im ersten Teil:
  1. Ihre schwarzhäutige Kollegin, die jetzt ein heimeliges Vorstadtglück inklusive Tochter und Toys-Are-Us Plastikrutsche im Vorgarten führt, aber sicherheitshalber einen Colt in den Frühstücksflocken versteckt hat. Die Tochter überlebt.
  2. Ihre halb-chinesische, halb-amerikanische Kollegin, O-Ren-Ishii (Lucy Liu die ich so liebe), mittlerweile Boss der Bosse in der Tokioter Unterwelt, die nicht nur von den „Crazy Eighty-Eight“ (schwerschwingender Anzugträger mit Kato-Masken) beschützt wird, sondern auch von „Wahnsinn“-Gogo, einer 17-jährigen mit Kreissägen-Morgenstern.

    "Als eure Vorsitzende möchte ich euch ermutigen, von Zeit zu Zeit auf respektvolle Weise meine Gedanken zu hinterfragen. Wenn ihr von einem meiner Vorhaben nicht überzeugt seid, ist es das Klügste mir das mitzuteilen. Aber erlaubt mir euch zu überzeugen und ich verspreche euch hier und jetzt, kein Thema wird jemals Tabu sein. Abgesehen von dem Thema natürlich, das gerade zur Sprache kam. Aber solltet ihr es wagen, entweder meine chinesische, oder amerikanische Herkunft negativ zu erwähnen, zahlt ihr mit eurem Kopf dafür, genau wie dieses abgefuckte Arschloch hier. Also, wenn einer von euch dreckigen Scheißkerlen noch irgendwas dazu zu sagen hat, dann ist JETZT DER RICHTIGE ZEITPUNKT!"

  3. Der Rest wird dann im zweiten Teil effektvoll um die Ecke gebracht.
    O-Ren-Ishii ist freundlich, aber bestimmt. Achtungachtzig schwertschwingende Irre im Gepäck erleichtern generell die Überzeugungsarbeit

Wie war’s?

Grandios! Eine entfesselte Uma Thurman wird vom bewundernden Auge Tarantinos durch den Film getragen! Bilder bestürzender Schönheit, unterstützt von einem Soundtrack, der die Dreifachhalle von Quentins Musikarchiv der Länge und Breite nach durchmisst! Ich sollte nicht so viele Ausrufezeichen nacheinander verwenden!
Andererseits gibt das natürlich auch viel Dreck und Unordnung, wenn sich jemand partout nicht überzeugen lassen will. Kiddo hat gewonnen, ist aber ins Schwitzen gekommen.
Wie kann ein Film, der nur auf einer einzigen Idee reitet, so gut sein? Es ist wie beim Kochen: wenn alle Zutaten von erster Qualität sind, die Art der Zubereitung makellos und präzise und das Ganze mit einem gerüttelten Maß Hingabe gewürzt wird - dann (und nur dann) darf das Rezept auch ruhig einfach sein.
O-Ren dagegen ist frisch wie der junge Schnee. Und wartet.
Nun zu einem anderen Thema: wer genau hinsieht wird merken, dass der Film die überzeugendste Feier von Uma Thurmans ziemlich hübschen aber auch durchaus auch ziemlich großen Füßen und Händen ist, die wir nicht-Fuß-Fetischisten grade noch durchgehen lassen können? Ich finde das süß.
In diesem Bild liegt eine Lehre. Auch der stärkste Leibwächter muss wissen, wann es Zeit ist zu gehen. Dieser Herr ist jetzt tot.

Die Freigabe für dieses Meisterwerk ist FSK-18 (wohl weil nach jedem abgetrennten Glied gefühlte 20 Liter Blut wie aus einem defekten Druckrohr durch die Gegend spritzen). Friendly sagt: ab 14 in Gegenwart Erwachsener.
Unterdrücke jedes menschliche Gefühl und Mitleid. Töte jeden, der dir im Weg steht, selbst wenn es Gott oder Buddha persönlich ist. Diese Wahrheit ruht im Herzen der Kämpfer.

Friendlys Schulnote: Eine EINS-PLUS. (Habe zwar mal behauptet, dass ich keine Bestnote vergebe, wenn der Film nicht auch Tiefgang hat, aber was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an?)

Hilfsweise die Meinung meiner Söhne: „Spitze“ und „Super – der Film hat Stil“
Zum Schluss noch etwas Versöhnliches: "War nicht meine Absicht, dass du das sehen solltest. Dafür entschuldige ich mich. Aber ich geb dir mein Wort drauf, deine Mutter hat es verdient. Wenn du erwachsen bist und du das noch nicht verarbeitet hast......ich warte auf dich."
P.S.: Quentin Tarantino soll nach 20-jährigem Werben endlich doch seine Beziehung zu Uma "auf eine neue Ebene gehoben haben". Hoffen wir, dass sie miteinander glücklich sind.

P.P.S.: Wenn ich mir diese Kritik so durchlese, ist mir natürlich klar, dass mich alle für einen totalen Simpel und Ignoranten halten, der von Film, Filmgeschichte und Tarantino nicht das Geringste versteht. Sollte mir natürlich egal sein, ist es aber nicht. Deshalb sicherheitshalber hier die üblichen Stichworte: Zitate, Filmmusik, Eastern-Western, Italo, Blaxploitation, Martial-Arts, Rodriguez, Big-Kahuna-Burger, Red Apple Cigarettes, John Brown, Pam Gier.

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