„Sag mal, fühlst du dich eigentlich als Held?“ fragt Officer
Jake seinen Kollegen Michael. Gestern hatten sie drei Kinder aus einem
brennenden Haus geholt, gekotzt, vorübergehend das Augenlicht verloren und
ihnen war eine Tapferkeitsmedallie verliehen worden. „Nein. Wie sich das wohl
anfühlen würde?“ antwortet der Partner. So bodenständig, vernünftig und
grundgut sind die Cops den ganzen Film hindurch. Das ist gleichzeitig gut und
schlecht.
„End of watch“ ist zum großen Teil mit der (vorgeblichen) Hand-
und Schulterkamera gedreht worden. Der Found-Footage-Look, das Herumblödeln vor
der Kamera und die Metaebene des „Filmst du mich? Mach das Ding aus!“ fügen
sich aber nahtlos in Sequenzen in Kinoqualität ein – schwer zu sagen, wo das
eine endet und das andere beginnt, zumal im Film auch ziemlich viel passiert.
Worum geht’s?
Jake und Michael sind, was Deeskalation angeht, nicht grade Toto und Harry und das LA der 10er Jahre ist nicht das Ruhrgebiet, aber die beiden tun ihren Job nach Kräften.
Sicher: Rassismus (Weißbrötchen gegen Mexikaner, Mexikaner gegen Schwarze,
Schwarze gegen Fitschis) und Gewalt sind überall, auch bei den Bullen.
Na gut - dann ist da noch sinnlose Aggression, Lebensgefahr, Irre Drogies mit Knarren aber ohne Hirn. Das ist Berufsrisiko. |
Korrektheit im Verhalten ist schwer beizubehalten gegenüber Leuten, die ihre
Kinder mit Klebeband in der Abstellkammer knebeln um einen ruhigen Nachmittag
zu haben. Wenn man grade noch die Pistole wegschlagen kann, mit dem einen der
Fahrer des angehaltenen Pickups ins Gesicht schießen wollte, neigt man zu Überreaktionen.
Dafür, und nach den Maßstäben eines Amerikas, in dem die Schusswaffe in
Bürgerhand nicht grade zur allgemeinen Befriedung beiträgt, machen die beiden
es wirklich gut.
Der unscharfe Herr Rechts ist der schlaue Cop, der freundliche Kleine links ist der gute Cop: beides Helden |
Und nicht nur im Beruf sind Jake und Michael Männer mit mehr
Höhen als Tiefen. Dauerehe mit der Highschool-Freundin auf der einen, „was
Ernsthaftes“ mit der Studentin auf der anderen Seite, das freut die Mama.
Weniger freut die Freundin, dass der Job doch wirklich manchmal sehr, sehr gefährlich ist. Die beiden Superpolizisten retten drei Kinder vor den Flammen, und dafür bekommen sie zuhause noch Vorwürfe: „Leben leichtfertig aufs Spiel setzen, habe fremde Kinder wohl lieber als das eigene“ – so ein Quatsch!
If you run away I will chase you. If you fight me I will fight back. If you shoot at me I will shoot back. By law I am unable to walk away.
Weniger freut die Freundin, dass der Job doch wirklich manchmal sehr, sehr gefährlich ist. Die beiden Superpolizisten retten drei Kinder vor den Flammen, und dafür bekommen sie zuhause noch Vorwürfe: „Leben leichtfertig aufs Spiel setzen, habe fremde Kinder wohl lieber als das eigene“ – so ein Quatsch!
Was die beiden erleben, wird im Grunde so eins nach dem
anderen dahinerzählt (und deshalb erinnert mich der Film auch etwas an „The hurt locker“). Jede der Episoden ist unterhaltsam, interessant, spannend und brachte
mir die beiden Polizisten nahe. Gleichzeitig und dagegen laufen andere Handlungsstränge,
die das Geschehen in einem Mordanschlag auf die Polizisten kulminieren lassen.
Sogar die Iden des März bemüht Regisseur Ayer (übrigens auch von ihm: Fury),
wenn Michael vom delinquenten Tre vor einer Falle durch die Latino-Gang gewarnt
wird – sehr süß, aber vielleicht doch eine etwas bemühter Beweis klassischer
Bildung.
Wie war's?
Jake Gyllenhaal (Brokeback Mountain, Nightcrawler, Everest) ist mal
wieder in Hochform. Dieser Mund, der alle Nuancen zwischen zuckersüß bis
schmierig-irre nur durch das Heben der Mundwinkel darstellen kann! Die Augen,
die den treuen Basset-Blick nie verlieren! Der Mann hat Schlag bei
den Frauen!
Die zwei mögen sich sehr: Jake und Anna haben Spaß. |
Außerdem lobend zu erwähnen: Anna Kendrick (die
Jessica Stanley aus der ekligen Mädchen-Vampir-Schmonzette „Biss zum…“). Sie
spielt als Jakes Freundin das All-American-Girlfriend hier so attraktiv, man
möchte nochmal zwanzig sein. Übrigens ist „Pitch-Perfect“ mit ihr in der
Hauptrolle auch ein guter Jugendfilm!
Friendlys Schulnote: Eine ZWEI. Das war alles sehr spannend,
die Helden sind sympathisch, Jake ist wie immer großartig. Allerdings fehlte
mir ein bisschen die Dringlichkeit in der Handlung – und die beiden Helden sind
unter den gegebenen Umständen einfach zuuuu gut. FSK-16, ich empfehle den Film
ausnahmsweise wirklich erst ab 16 wegen der abgetrennten Leichenteile und
vermoderten Köpfe im Mexikanischen Gang-Unterschlupf.
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