Samstag, 11. Juli 2015

Pitch Perfect

Mädchen gegen Jungen, Mädchen gegen Jungen! Pitch Perfect baut auf ein todsicheres Prinzip, das auch schon in der Grundschule funktionierte. Die Jungs sind natürlich anfangs besser, dann holen die Mädchen auf und am Ende versöhnt sich alles und jeder und jeder Topf bekommt seinen Deckel.

Worum geht’s?


Beca wird von ihrem College-Professor-Vater in die Uni gepresst, und weil es billiger ist und er das wilde Gör so besser unter Kontrolle zu haben glaubt, gleich noch auf das ländliche College, an dem er selbst unterrichtet. Töchterlein will stattdessen nach New York, Musikproducerin werde. (Sehr realistisch überzeichnet: Kommunikation mit Beca scheitert schon daran, dass sie fast immer Kopfhörer trägt).

Will nicht dort sein, wo sie ist: singt nun Randmusik in Oregon, statt in New York das neue Nirvana zu produzieren.


Beca lässt sich auf einen Deal ein: Mindestens ein Jahr College, dann darf sie nach New York. Auf dem College schwänzt sie konsequenterweise alle Vorlesungen und treibt sich beim Uni-Radio herum. Papa zieht die Zügel an: Kein New York, wenn sie nicht am Campusleben teilnimmt!

Was gibt es an Musik-nahen Aktivitäten, hier im Nirgendwo? Beca entscheidet sich für die A-Capella-Band und schon kommt es zum Kampf der Titanen: Aubrey, die Band-Leaderin ist kontrollsüchtig, autoritär und konservativ – Liebe wird das nicht zwischen den beiden. Aber Beca kann singen, und nachdem die ehrgeizige Aubrey im Vorjahr in die Annalen der Musikwettbewerbe einging, als sie sich auf offener Bühne mehrfach und schwungvoll übergeben hat (meine Güte, was in dem schmalen Mädchen alles drin war) kann sie jetzt nicht wählerisch sein.

Das Casting: Teamchefin Aubrey (links) will Mädchen, die singen - aber vor allem sollen sie so aussehen wie sie selbst. Das zum Thema "Fat Amy"...
Nebenbedingung – und da kommen wir wieder zum „Mädchen gegen Jungs“: Wer sich mit einem von der rein männlichen Rivalenband „Treblemakers“ einlässt, wird in Schimpf und Schande ausgestoßen.

Speziell für Beca wird dieser Unvereinbarkeitsbeschluss noch zum Problem werden: Jesse, neues Mitglied der Konkurrenz, scheint ungefähr der einzige normale auf dieser Uni zu sein und gefällt ihr schon ein bisschen.

Wenn man sich kleidet wie die Stewardessen und dasselbe Programm wie letztes Jahr aufführt, muss die Bluse schon mal einen Knopf weiter geöffnet werden - Was sagt die Jury jetzt dazu?
Es folgt allerlei Verwirrung im Mondschein und komische Einlagen der – sagen wir einmal: Sonderbegabungen – der Band. Beim großen Wettbewerb kommt es zum Showdown: Beca sieht, das die Band mit ihrer altbackenen und obendrein bereits im letzten Jahr präsentierten Show das Publikum zu verlieren beginnt und beginnt zu improvisieren. Das bringt ihnen immerhin den undankbaren dritten Platz, aber keinen Auftritt im Finale. Aubrey tobt, wirft Beca aus der Band, und muss zurückrudern, als der Zweitplatzierte disqualifiziert wird. Die Band ist wieder im Rennen!

We are back, Pitches!

Meanwhile: Beca zerstreitet sich mit Jesse, weil der ihren Vater gebeten hat, sie aus dem Polizeigewahrsam herauszupauken (kleiner Tumult um den Singe-Pokal) – was ich nur erwähne, weil dieser Streit natürlich nach einer Versöhnung hungert – die dann auch kommt: Beca überredet die Band (und am Ende auch Rechts-von-Dschingis-Khan-Aubrey) zu einem modernen Arrangement von „Don’t you forget about me“ (aus dem Jugendfilm-Klassiker „Breakfast Club“ – übrigens nur erträglich in der Pubertät, bei Erwachsenen verursacht der Film Hirntumore) – Jesses Lieblingsfilm und –Lied. Jesse ist versöhnt, die Band gewinnt, alle lieben sich!

Wie war’s?

Rundum recht gelungen! Die einfache Geschichte, die sympathisch-attraktiven Hauptdarsteller, die Musik, alles gut und auch für Erwachsene akzeptabel. Natürlich ist der Plot vorherzusehen, aber mal ehrlich: ist er das bei „Krieg der Sterne" etwa nicht? Kleiner Kritikpunkt bleibt die Asiatin, die nie spricht, sondern nur flüstert – und erst singenderweise voll aufdreht. Da ist mir das ethnische Stereotyp doch etwas arg pastös aufgetragen. 

Mein persönliches Highlight ist der einzige echte Schweinepriester, Schleimscheißer und Vollarschloch des Films: Bumper, Teamchef der Treblemakers spielt sein selbstbezogenes, arrogantes und über-Leichen-gehendes ich so überzeugend, man möchte ihn in die Güllegrube schubsen.

Die Troublemakers sind auch nicht schlecht, aber genauso schmierig. Bumper, der schmierigste von allen, ist der Dicke auf der linken Seite

Besonders lobend erwähnen möchte ich Anna Kendrick als Beca (so bin ich überhaupt erst darauf gekommen, diese Kritik zu schreiben – sie hatte mir ja in „End of Watch“ so gut gefallen und meine Liebste ist schon etwas ärgerlich geworden deshalb). Anna wird in diesem Film keine überragende schauspielerische Glanzleistung abverlangt, es scheint mal wieder einer dieser „auf den Leib geschriebenen“ Rollen zu sein, zu denen sie dem Vernehmen nach die Drehbuchregisseure schon mehrfach gebracht hat. Wen wundert’s.
Stimmbildung mit Volumen: Fat Amy (Rebel Wilson) kennen wir aus "Bridesmaids". Ich war direkt vom Mut ihrer Eltern beeindruckt, ihr Kind 'Rebel' zu nennen. Eine kurze Recherche ergab, dass Rebels Geschwister 'Liberty', 'Annachi' und 'Ryot' heißen. Uiuiuiui!


Friendlys Schulnote: Als Jugendfilm eine ZWEI. Eigentlich hat er mehr verdient, allerdings spielt das künstliche Setup des Jugendfilms hier in dem ebenso oder noch künstlicheren Setup eines amerikanischen College-Campus, und das ist dann von der Wirklichkeit schon ganz schön weit entfernt: Punktabzug. FSK-0 (übrigens in den USA ab 10! Wahrscheinlich wegen der Kotze – unhygienisch so etwas).

Hier noch das Minderheitenvotum: die Tochter meiner Freundin (16 – also genau im Zielgruppenalter) findet den Film scheiße. Sie habe ihn sich mit einer Freundin angesehen und sei eingeschlafen. Urteil: zu amerikanisch-panisch.

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