Mädchen gegen Jungen, Mädchen gegen Jungen! Pitch Perfect
baut auf ein todsicheres Prinzip, das auch schon in der Grundschule
funktionierte. Die Jungs
sind natürlich anfangs besser, dann holen die Mädchen auf und am Ende versöhnt
sich alles und jeder und jeder Topf bekommt seinen Deckel.
Worum geht’s?
Beca wird von ihrem College-Professor-Vater in die Uni
gepresst, und weil es billiger ist und er das wilde Gör so besser unter
Kontrolle zu haben glaubt, gleich noch auf das ländliche College, an dem er selbst unterrichtet. Töchterlein will stattdessen nach New York, Musikproducerin
werde. (Sehr realistisch überzeichnet: Kommunikation mit Beca scheitert schon daran,
dass sie fast immer Kopfhörer trägt).
Will nicht dort sein, wo sie ist: singt nun Randmusik in Oregon, statt in New York das neue Nirvana zu produzieren. |
Beca lässt sich auf einen Deal ein: Mindestens ein Jahr
College, dann darf sie nach New York. Auf dem College schwänzt sie
konsequenterweise alle Vorlesungen und treibt sich beim Uni-Radio herum. Papa
zieht die Zügel an: Kein New York, wenn sie nicht am Campusleben teilnimmt!
Was gibt es an Musik-nahen Aktivitäten, hier im Nirgendwo? Beca
entscheidet sich für die A-Capella-Band und schon kommt es zum Kampf der Titanen:
Aubrey, die Band-Leaderin ist kontrollsüchtig, autoritär und konservativ –
Liebe wird das nicht zwischen den beiden. Aber Beca kann singen, und nachdem die
ehrgeizige Aubrey im Vorjahr in die Annalen der Musikwettbewerbe einging, als
sie sich auf offener Bühne mehrfach und schwungvoll übergeben hat (meine Güte,
was in dem schmalen Mädchen alles drin war) kann sie jetzt nicht wählerisch
sein.
Das Casting: Teamchefin Aubrey (links) will Mädchen, die singen - aber vor allem sollen sie so aussehen wie sie selbst. Das zum Thema "Fat Amy"... |
Speziell für Beca wird dieser Unvereinbarkeitsbeschluss noch
zum Problem werden: Jesse, neues Mitglied der Konkurrenz, scheint ungefähr der
einzige normale auf dieser Uni zu sein und gefällt ihr schon ein bisschen.
Wenn man sich kleidet wie die Stewardessen und dasselbe Programm wie letztes Jahr aufführt, muss die Bluse schon mal einen Knopf weiter geöffnet werden - Was sagt die Jury jetzt dazu? |
Es folgt allerlei Verwirrung im Mondschein und komische
Einlagen der – sagen wir einmal: Sonderbegabungen – der Band.
Beim großen Wettbewerb kommt es zum Showdown: Beca sieht, das die Band mit
ihrer altbackenen und obendrein bereits im letzten Jahr präsentierten Show das
Publikum zu verlieren beginnt und beginnt zu improvisieren. Das bringt ihnen immerhin den
undankbaren dritten Platz, aber keinen Auftritt im Finale. Aubrey tobt,
wirft Beca aus der Band, und muss zurückrudern, als der Zweitplatzierte disqualifiziert wird. Die Band ist wieder im Rennen!
We are back, Pitches!
Meanwhile: Beca zerstreitet sich mit Jesse, weil der ihren
Vater gebeten hat, sie aus dem Polizeigewahrsam herauszupauken (kleiner Tumult
um den Singe-Pokal) – was ich nur erwähne, weil dieser Streit natürlich nach
einer Versöhnung hungert – die dann auch kommt: Beca überredet die Band (und
am Ende auch Rechts-von-Dschingis-Khan-Aubrey) zu einem modernen Arrangement
von „Don’t you forget about me“ (aus dem Jugendfilm-Klassiker „Breakfast Club“ –
übrigens nur erträglich in der Pubertät, bei Erwachsenen verursacht der Film
Hirntumore) – Jesses Lieblingsfilm und –Lied. Jesse ist versöhnt, die Band
gewinnt, alle lieben sich!
Wie war’s?
Rundum recht gelungen! Die einfache Geschichte, die
sympathisch-attraktiven Hauptdarsteller, die Musik, alles gut und auch für
Erwachsene akzeptabel. Natürlich ist der Plot vorherzusehen, aber mal ehrlich:
ist er das bei „Krieg der Sterne" etwa nicht? Kleiner Kritikpunkt bleibt die
Asiatin, die nie spricht, sondern nur flüstert – und erst singenderweise voll
aufdreht. Da ist mir das ethnische Stereotyp doch etwas arg pastös aufgetragen.
Mein persönliches Highlight ist der einzige echte Schweinepriester, Schleimscheißer
und Vollarschloch des Films: Bumper, Teamchef der Treblemakers spielt sein
selbstbezogenes, arrogantes und über-Leichen-gehendes ich so überzeugend,
man möchte ihn in die Güllegrube schubsen.
Die Troublemakers sind auch nicht schlecht, aber genauso schmierig. Bumper, der schmierigste von allen, ist der Dicke auf der linken Seite |
Besonders lobend erwähnen möchte ich Anna Kendrick als Beca
(so bin ich überhaupt erst darauf gekommen, diese Kritik zu schreiben – sie hatte
mir ja in „End of Watch“ so gut gefallen und meine Liebste ist schon etwas
ärgerlich geworden deshalb). Anna wird in diesem Film keine überragende
schauspielerische Glanzleistung abverlangt, es scheint mal wieder einer dieser „auf
den Leib geschriebenen“ Rollen zu sein, zu denen sie dem Vernehmen nach die
Drehbuchregisseure schon mehrfach gebracht hat. Wen wundert’s.
Friendlys Schulnote: Als Jugendfilm eine ZWEI.
Eigentlich hat er mehr verdient, allerdings spielt das künstliche Setup des
Jugendfilms hier in dem ebenso oder noch künstlicheren Setup eines amerikanischen
College-Campus, und das ist dann von der Wirklichkeit schon ganz schön weit
entfernt: Punktabzug. FSK-0 (übrigens in den USA ab 10! Wahrscheinlich wegen
der Kotze – unhygienisch so etwas).
Hier noch das Minderheitenvotum: die Tochter meiner Freundin
(16 – also genau im Zielgruppenalter) findet den Film scheiße. Sie habe ihn
sich mit einer Freundin angesehen und sei eingeschlafen. Urteil: zu
amerikanisch-panisch.
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