Nur Clint Eastwood spielt den alternden Anti-Helden mit
dieser Perfektion und Glaubwürdigkeit. Wenn Clint „Grnrn – Bambusratten…“ durch
den geschlossenen Kiefer nuschelt, liegt darin die ganze Welt der Vorurteile. „Gran Torino“ beschreibt die Wandlung vom verbitterten
lasst-mich-doch-alle-in-Ruhe Rentners zum Helden, der in einer letzten Tat für die Unterdrückten sein Leben lässt.
Worum geht’s?
Walt, pensionierter Koreakrieg-Veteran und Ford-Arbeiter aus
Detroit, hat die Nase voll – jetzt ziehen auch noch Asiaten in das Nachbarhaus
ein. Daran passt ihm so einiges nicht: es sind zu viele, sie reden
unverständliches Zeug, haben seltsame Sitten, und überhaupt: was suchen die
Schlitzaugen in den USA? Warum bleiben sie nicht in Korea oder wo immer sie
herkommen?
Seine Einstellung zu den neuen Nachbarn bessert sich nicht,
als der Sohn der Familie unter dem Druck eines Gangster-Cousins versucht, Walts
Schmuckstück, einen Ford Gran Torino Sport zu stehlen. Walt erkennt und verjagt
den jungen Thao mit der Flinte in der Hand, haut erst ihn und danach auch
dessen Schwester Sue aber raus, als sie von den Gangster-Verwandten
herumgeschubst wird. (Eigentlich wollte er aber die Schlitzen nur von seinem
Vorgarten herunter haben)
Der böse Cousin lässt Bruder Thao einfach nicht in Ruhe - warum ist er nicht in der Gang? Er soll gefälligst mitmachen! |
Und aus ist es mit der Einsamkeit: Die Nachbarsfamilien sind
dankbar für Walts Eingreifen und laden Berge von Freundschaftsgaben vor seinem
Haus ab. Walt wird schließlich auch zum Familienfest eingeladen – Bier ist aus
im Haus Kowalski, also warum nicht hingehen?
„Nein, Nein, bringen sie mir keine Geschenke mehr! Oder sind
das diese kleinen Röllchen in der süßen Sauce? Also - hier geht es zur Küche…“
Thao muss nach Heimattradition seine Schuld bei Walt
abarbeiten. Der schickt Thao erstmal auf alle Häuser der Nachbarschaft, um die
Fassaden auszubessern. Der Junge stellt sich geschickt an und Walt vermittelt
ihn auf eine Baustelle und schenkt ihm eine Grundausstattung Werkzeug – alles
verläuft zu allseitiger Zufriedenheit.
Die Asiaten sind nicht die einzigen Heavys in der Nachbarschaft - auch die Schwarzen haben nichts zu tun und kommen auf dumme Gedanken. Sue ist stark, aber diese Jungs sind auch nicht ohne. |
Nur der Heavy-Cousin ist unzufrieden – da wird erst mal der
kleine Thao überfallen, sein Werkzeug gestohlen und er mit einer Zigarette im
Gesicht gefoltert.
„Bei den Hmong gehen die Mädchen aufs College und die Jungs
in den Knast“
Walt kennt die Sprache der Gewalt und formuliert eine
Antwort: er überfällt seinerseits ein Gang-Mitglied und stiefelt ihn arg
zusammen. Das wiederum will die Gang nicht auf sich sitzen lassen: Sie
inszenieren ein Drive-By-Schooting auf das Haus der Familie und verprügeln und
vergewaltigen Thaos Schwester Sue.
Die Gang rächt sich am schwächsten Gegner - Sue wird vergewaltigt, weil Walt ein zu harter Knochen ist. |
Walts natürlich Reaktion wäre es, seinerseits die Gang auszuheben - aber wenn man bereits Blut hustet, macht das einen auch nachdenklich. Gemeinsam mit Thao plant er zunächst die großangelegte
Racheaktion, dann sperrt er ihn in den Keller ein und geht unbewaffnet und
allein zum Haus der Gang. Dort provoziert er den bösen Cousin und seine
Gangster so lange, bis alle Nachbarn auf ihren Balkonen stehen. Die Gangster
erwarten, dass Walt den Zünder für irgendeinen finsteren Bomben-Masterplan in
der Jacke hat und durchsieben ihn mit ihren Maschinenpistolen. Die Anwohner
haben alles gesehen, die Polizei verhaftet die Gangster, Walt ist tot.
Namensgeber, aber nicht Thema - ein wirklich schönes, amerikanisches Auto, der 72' Ford Gran Torino Sport. |
Wie war’s?
Unnachahmlich! Eastwoods‘ Walt ist ein absolut glaubwürdiger
verbitterter Ex-Soldat, Ex-Arbeiter, Ex-Ehemann, Ex-Alles, der jetzt schon gar
nicht mehr von irgendwelchen Neuigkeiten gestört werden will. Walt hat die
Schotten dicht – bis ihm die Welt in Gestalt seiner neuen Nachbarn und
insbesondere die unnachgiebig nette Sue ihm auf den Pelz rücken. Bei allem
Groll auf die Welt: Walt weiß, dass er immer noch für einiges gut ist: Zum
Beispiel für einen Krieg gegen alle, die seine Nachbarschaft kaputtmachen. Er hat begriffen, dass nicht seine neuen Asiatischen Nachbarn der Feind sind,
sondern die Gangster jeder Art, die selbst den Gutwilligen nicht in Frieden
leben lassen.
Friendlys Schulnote: Eine ZWEI. Guter Film in jeder Hinsicht
– allerdings in Botschaft und Plot konventionell. Überragende Leistung von
Clint Eastwood als Schauspieler (mal wieder).
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