Freitag, 28. November 2014

Gran Torino

Nur Clint Eastwood spielt den alternden Anti-Helden mit dieser Perfektion und Glaubwürdigkeit. Wenn Clint „Grnrn – Bambusratten…“ durch den geschlossenen Kiefer nuschelt, liegt darin die ganze Welt der Vorurteile. „Gran Torino“ beschreibt die Wandlung vom verbitterten lasst-mich-doch-alle-in-Ruhe Rentners zum Helden, der in einer letzten Tat für die Unterdrückten sein Leben lässt.

"Get off my lawn!" - Das ist doch ganz einfach zu verstehen. Walt Kowalski hält nichts von Asiaten, Schwarzen, Gangstern, japanischen Autos, seinen Söhnen und Enkelinnen. Von Priestern hält er auch nichts.


Worum geht’s?


Walt, pensionierter Koreakrieg-Veteran und Ford-Arbeiter aus Detroit, hat die Nase voll – jetzt ziehen auch noch Asiaten in das Nachbarhaus ein. Daran passt ihm so einiges nicht: es sind zu viele, sie reden unverständliches Zeug, haben seltsame Sitten, und überhaupt: was suchen die Schlitzaugen in den USA? Warum bleiben sie nicht in Korea oder wo immer sie herkommen?

Seine Einstellung zu den neuen Nachbarn bessert sich nicht, als der Sohn der Familie unter dem Druck eines Gangster-Cousins versucht, Walts Schmuckstück, einen Ford Gran Torino Sport zu stehlen. Walt erkennt und verjagt den jungen Thao mit der Flinte in der Hand, haut erst ihn und danach auch dessen Schwester Sue aber raus, als sie von den Gangster-Verwandten herumgeschubst wird. (Eigentlich wollte er aber die Schlitzen nur von seinem Vorgarten herunter haben)
Der böse Cousin lässt Bruder Thao einfach nicht in Ruhe - warum ist er nicht in der Gang? Er soll gefälligst mitmachen!
Und aus ist es mit der Einsamkeit: Die Nachbarsfamilien sind dankbar für Walts Eingreifen und laden Berge von Freundschaftsgaben vor seinem Haus ab. Walt wird schließlich auch zum Familienfest eingeladen – Bier ist aus im Haus Kowalski, also warum nicht hingehen?
„Nein, Nein, bringen sie mir keine Geschenke mehr! Oder sind das diese kleinen Röllchen in der süßen Sauce? Also - hier geht es zur Küche…“

Thao muss nach Heimattradition seine Schuld bei Walt abarbeiten. Der schickt Thao erstmal auf alle Häuser der Nachbarschaft, um die Fassaden auszubessern. Der Junge stellt sich geschickt an und Walt vermittelt ihn auf eine Baustelle und schenkt ihm eine Grundausstattung Werkzeug – alles verläuft zu allseitiger Zufriedenheit.
Die Asiaten sind nicht die einzigen Heavys in der Nachbarschaft - auch die Schwarzen haben nichts zu tun und kommen auf dumme Gedanken. Sue ist stark, aber diese Jungs sind auch nicht ohne.
Nur der Heavy-Cousin ist unzufrieden – da wird erst mal der kleine Thao überfallen, sein Werkzeug gestohlen und er mit einer Zigarette im Gesicht gefoltert.

„Bei den Hmong gehen die Mädchen aufs College und die Jungs in den Knast“

Walt kennt die Sprache der Gewalt und formuliert eine Antwort: er überfällt seinerseits ein Gang-Mitglied und stiefelt ihn arg zusammen. Das wiederum will die Gang nicht auf sich sitzen lassen: Sie inszenieren ein Drive-By-Schooting auf das Haus der Familie und verprügeln und vergewaltigen Thaos Schwester Sue.
Die Gang rächt sich am schwächsten Gegner - Sue wird vergewaltigt, weil Walt ein zu harter Knochen ist.
Walts natürlich Reaktion wäre es, seinerseits die Gang auszuheben - aber wenn man bereits Blut hustet, macht das einen auch nachdenklich. Gemeinsam mit Thao plant er zunächst die großangelegte Racheaktion, dann sperrt er ihn in den Keller ein und geht unbewaffnet und allein zum Haus der Gang. Dort provoziert er den bösen Cousin und seine Gangster so lange, bis alle Nachbarn auf ihren Balkonen stehen. Die Gangster erwarten, dass Walt den Zünder für irgendeinen finsteren Bomben-Masterplan in der Jacke hat und durchsieben ihn mit ihren Maschinenpistolen. Die Anwohner haben alles gesehen, die Polizei verhaftet die Gangster, Walt ist tot.
Namensgeber, aber nicht Thema - ein wirklich schönes, amerikanisches Auto, der 72' Ford Gran Torino Sport.

Wie war’s?


Unnachahmlich! Eastwoods‘ Walt ist ein absolut glaubwürdiger verbitterter Ex-Soldat, Ex-Arbeiter, Ex-Ehemann, Ex-Alles, der jetzt schon gar nicht mehr von irgendwelchen Neuigkeiten gestört werden will. Walt hat die Schotten dicht – bis ihm die Welt in Gestalt seiner neuen Nachbarn und insbesondere die unnachgiebig nette Sue ihm auf den Pelz rücken. Bei allem Groll auf die Welt: Walt weiß, dass er immer noch für einiges gut ist: Zum Beispiel für einen Krieg gegen alle, die seine Nachbarschaft kaputtmachen. Er hat begriffen, dass nicht seine neuen Asiatischen Nachbarn der Feind sind, sondern die Gangster jeder Art, die selbst den Gutwilligen nicht in Frieden leben lassen.

Friendlys Schulnote: Eine ZWEI. Guter Film in jeder Hinsicht – allerdings in Botschaft und Plot konventionell. Überragende Leistung von Clint Eastwood als Schauspieler (mal wieder).

Meine Lieblingsszene: Walt sitzt auf seiner Veranda, Großmütterchen Hmong auf der ihren. Walt riskiert einen schrägen Blick und spuckt demonstrativ auf den Rasen – Großmutter schaut ihn verkniffen-verknittert an und spuckt einen um einiges imposanteren Spucke-Strahl von der Veranda.

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