Montag, 10. November 2014

Wenn Inge tanzt

Wenn Inge tanzt, dann tanzt sie ihren Namen, Herz über Verstand… Dieser Film macht Spaß, hat annehmbare Musik und glaubhafte (wenn auch idealisierte) Figuren – mehr kann man von einem guten Jugendfilm eigentlich gar nicht verlangen.
Kein Gig ohne bloßem Oberkörper - Systemfehler mischt Mainstream-Punk mit Rock Attitüde (und den Texten einer Schülerband)

Worum geht’s?

Eigentlich ist es die Mainstream-Punk Version eines Highschool-Rock-Films – aufgepeppt mit etwas netter Musik von Größen des Pop-Gewerbes. Als Versatzstücke des Genres kommen vor: a) attraktiver und begehrter Lead-Bassist ist gezwungen, sich mit dem  hässlichen Entchen der Schule zusammen zu tun, die ihn obendrein noch hasst, b) hässliches Entlein entpuppt sich als ziemlich hübsche Färse und begabte Gitarristin, Bassist hat auf einmal ernste Absichten mit ihr, c) enttäuschter ehemaliger Gitarrist spinnt shakespeareske Intrige, um die junge Liebe zwischen Gitarre und Bass zu hintertreiben und seinen Platz in der Band wieder zu bekommen.
Inge ist öko und hasst die Egozentriker aus der Band - Es hilft auch nicht grade, dass deren einziger Hit ein Spottlied über Inge ist. Das wird genau dann problematisch, wenn Inge die einzige ist, die mit ihrer Gitarre die Band raushauen kann
Darstellerisches Highlight des Films sind Inge (Paula Kalenberg aus „Im Sommer ein Jahr“) und Hausmeister Lohmeier (Jürgen Tarrach, bekannt aus zahlreichen Krimis). Schönste Szene ist folgerichtig dann auch die, in der Inge den Hausmeister durch das Vorspiegeln von nächtlicher Hilfsbedürftigkeit von der Schule weg lotst – weg von dem Ort, wo nach erfolgtem Einbruch die ganze Band und das halbe Equipment noch im Gebüsch liegen. (Eine weitere Hauptrolle spielt eine Gruppe namentlich nicht genannter Mülleimer, die jedes Mal, wenn sich der Band-Bus in Bewegung setzt, umgefahren werden)

Das dramatische Finale des Films ist, wie in dieser Klasse üblich, der große Bandauftritt. In diesem Fall soll die Schülerband „Systemfehler“ als Vorgruppe von Madsen ihren regionalen Hit „Wenn Inge tanzt“ spielen – ein Spottlied auf eben diese Inge, mit der sich der Bassist verkracht hat und der er beim Barte des Propheten geschworen hatte, das Lied nicht zu spielen. Und – ehrenhafterweise – hält er sich dran, obwohl er eigentlich nichts mehr zu gewinnen zu haben glaubt. Und dann geschieht das Wunder: während er grade den Saal durch den Mittelgang verlassen will, stimmt auf der Bühne Inge selbst das Lied an und rettet die Situation, die Karriere und die Liebe. Alles wird Gut!

Wo wir grade dabei sind: großer Pluspunkt des Films ist in jedem Fall der Soundtrack, für den Helmut Zerlett (ja, der aus „Helmut Zerlett und Band“ aus der Harald-Schmidt-Show) verantwortlich ist: (Gelb ist gut, da sind auch Links drunter (außer "Jaded Sun"))
  1. Wenn Inge tanzt (Systemfehler)
  2. Milk And Honey (Beatsteaks)
  3. Jaded Sun (Robert Matt + Helmut Zerlett)
  4. Konsuminfarkt (Systemfehler)
  5. Lass die Musik an (Moonbootica Remix) (Madsen)
  6.  The Bill's On Me (Robert Matt + Helmut Zerlett)
  7.  Goo Goo Muck (Ronnie Cook with The Gaylads)
  8.  Rosen aus Hawaii (Herbert König)
  9.  Satellite (Rise Against)
  10. Ring Of Fire (H-Blockx vs. Dr. Ring-Ding)
  11. Into The Rainbow (Robert Matt + Helmut Zerlett)
  12. Alles ist Scheiße (Systemfehler)
  13. Saturday Superhouse (Biffy Clyro)
  14. You See (Jessica Gall)
  15. Bust a Move (Young MC)
  16. Shame Shame Shame (Patrice Bouedibela)
  17. Shame (Jacob Butler)
  18. Ron, Cana, Canela y Sal (Mirta J. Wambrug + Ernesto Thompson)
  19. Wenn Inge tanzt (Film Version) (Systemfehler)
  20. Lass die Musik an (Moonbootica Remix) (Madsen)

Wie war’s?

Unterhaltsam, flott, keine Längen, körperlich und im Schauspiel attraktive Schauspieler mit glaubhaften Konflikten. Dazu die nette Musik.. Aber dazu hat meine Liebste (die deutlich mehr Geschmack in Musikfragen hat als ich) hat dazu eine abweichende Meinung: Sie findet die Musik „nachgemacht“: jedes Stück könne man auf ein Vorbild zurückführen – sie habe den Eindruck gehabt, Zerlett habe nacheinander „Grunge wie Nirvana“, „Pop wie Kraftclub“ und „Punk wie die Sex Pistols“  abmischen wollen. Sie könnte damit Recht haben… aber mir gefallen „Jaded Sun“ und „Alles ist Scheiße" einfach gut.
Die Pool-Party bei Herb läuft sittlich etwas aus dem Ruder, macht aber Spaß
(Dazu muss man sagen, dass sie neulich aus der Ferne ein Lied für die „frechste Nachmache von Metallica“ gehalten hat. Es handelte sich – glaube ich – um „Unforgiven“, hihi…)

Freigabe: FSK 6 und ich bin genau derselben Meinung (dass ich das noch erleben darf!)

Friendlys Schulnote: Eine ZWEI. Solide und unterhaltsam, aber ohne großen Aha-Effekt.

Rätselfrage: Welche Farbe hatte das Cover des ersten Metallica-Albums und welche Sportart betrieb der Drummer in jungen Jahren intensiv?

Antwort der letzten Frage: Mutter Miller tippt bei einem montagsmaler-artigen Spiel peinlicherweise auf „Black Cock Down“ (statt der richtigen Lösung: "Skateboard").

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