Piper! Ich mag schon den Namen! (Und zwar seitdem die
Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper einen Werkzeugbeutel im Wert von
100.000 Dollar im All verloren hat und damit die Emanzipation der Frau in der
öffentlichen Wahrnehmung um Jahre zurückgeworfen hat).
Und sie läßt sich immer wieder rumkriegen: Piper (vor dem Gitter) und ihre Ex-Freundin - wenn man sie noch Freundin nennen kann, die Piper gleich zweimal hat einfahren lassen. |
Die Piper in "Orange" sitzt also im Knast. Wegen
einer Drogenschmuggelei, die neun Jahre her ist - als sie jung war und das Geld
brauchte, und ihrer obercoolen Freundin beweisen wollte, dass sie auch wild und
frei ist. Jetzt hat die Freundin ausgepackt und Piper sauber mit
reingerissen.
Eigentlich sitzt sie noch gar nicht ein, sondern ist erst
grade verknackt worden - nicht zuletzt auf Grund der sabotage-ähnlichen
Verteidigung durch ihren Schwiegervater-in-spe, der sie noch nie hat leiden
können. Zeit, sich mit Lebenshilfe-Büchern auf das Kommende vorzubereiten -
vielleicht "Papillon"? Oder "Flucht von Alcatraz"?
Es IST aber auch peinlich, der ganzen erweiterten
Bekanntschaft erzählen zu müssen, dass man die nächsten 15 Monate leider
schlecht telefonisch zu erreichen ist - und ja, die Verabredungen zum Latte
Macchiato fallen wohl auch eher weg. Glücklicherweise hält wenigstens der
Verlobte zu Piper...
Es ist das Gesetz der Serie, dass sich das ändern wird, aber
erst einmal lernt Piper eine fremde seltsame Welt kennen, die so ganz anders
ist als sie es sich vorgestellt hat. Wie ein bleiches Reh mit großen Augen
stolpert sie von einem Fettnapf ins andere, macht sich Feinde und lässt sich
einschüchtern. Sie verbrüdert sich mit den falschen Leuten und tritt den noch
falscheren auf die Füße, meistens ohne es zu merken.
Ihr einziger Schutz (und auch fast wie eine unsichtbare Haut
der Unverwundbarkeit) ist ihre Naivität (und deshalb ist meine Liebste nicht
grade ein Fan der Serie: zu dumm, zu naiv, zu Amerikanisch das Ganze...) die
mir aber absolut realistisch erscheint: manche Menschen sind so, und meistens
kommen sie auch noch gut damit durch - wie Piper.
Weshalb die Serie aber nur zur leichten Unterhaltung taugt
und eben nicht die ganz große Kunst ist: Nach einer Weile ist die Spannung weg.
Pipers Lebenskatastrophen können nicht schlimmer werden als ein bestimmter Grad
und ab dann wird "Orange" wird zu einer Lindenstraße im Bau, ebenso
unspannend wie unspektakulär.
Nein, sie wird nicht kooperieren. Poussey Washington kann besser einstecken als austeilen. Macht auf Dauer auch nicht unglücklicher als andersrum. |
Großer Lichtblick der Serie ist für mich übrigens Samira
Wiley, die eine durchweg bewundernswerte Poussey Washington spielt: Jede Menge
externer (unglücklich lesbisch verliebt, Ärger mit dem Vater, wegen
Drogenhandels im Knast) und interner (immerhin wollte sie den Vorgesetzten
General ihres Vaters erschießen) Probleme. Trotzdem eine absolut integre
Person, die nach einigem Hin- und Herüberlegen und kleineren Fehlentscheidungen
ihrem Bauchgefühl folgt und dann eben nicht den Schnaps für die
Knast-Diktatorin braut, auch wenn die sie dafür zusammenschlagen lässt. Brav,
und ein echtes Vorbild. Die wenigsten wären so verletzlich so standhaft.
Im Ganzen: eine ZWEI-MINUS, verlässliche Unterhaltung,
familientauglich, niemand stirbt (in der ersten Staffel). Kinder mögen
natürlich die ganze Sex-Sache nicht, die schon etwas gehäuft auftritt, aber
nicht so, dass es mir unangenehm wurde.
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