Mittwoch, 1. Oktober 2014

Unstoppable - Außer Kontrolle

Die ganze Breite der Lokführerromantik in einem Film: ehrliche Arbeit an hunderte von Tonnen schweren Maschinen, John-Maynard-hafter, heldenhafter Einsatz von Arbeitern für Betrieb und Allgemeinheit, Männerfeindschaft und -Freundschaft und sogar eine Spur von Sozialkritik - die alten Hasen mit gewerkschaftlich erkämpften Privilegien gegen Jungspunde, die sich der Forderung nach Kostenkontrolle und schlanker Produktion und Dienstleistung fügen. Ein toller Film! Und spannend!
Das Beste kommt zum Schluss, der Streit scheint beigelegt - Heldentum macht sexy

Worum geht's?

Der Film folgt in seinem Aufbau der (Renaissance-Auffassung der) antiken Dramenlehre: a) Exposition, in der die handelnden Personen vorgestellt werden (darunter ein junger Zugführer, frisch von der Akademie, ein schluffiger Rangierer, eine Betriebsleiterin), b) die Komplikation (ein Zug wird durch groben Unfug des Rangierers führer- und bremsenlos auf die Reise geschickt), eine c) Klimax (erfahrener Lokführer versucht den Zug zu bremsen, indem er sich mit einer Lok davorsetzt, die Lok wird aus den Schienen gehoben und der Lokführer stirbt), eine d) Retardierung (weiter Maßnahmen, den amoklaufenden Zug zu stoppen scheitern, es wird offenbar, dass der Zug in einer Hochkurve in einem Wohngebiet neben einem Treibstofflager entgleisen wird) und e) Katharsis (es gelingt, den Zug durch Ballast zu verlangsamen, schließlich kann der Held von einem Pickup auf den Zug übersteigen und den Zug unter Kontrolle zu bringen).
Ratlosigkeit im praktischen Einsatz: Komm der Zug hierher? Oder dortlang?

Wie war's?

Eleos (Rührung) und Phobos (Schaudern) sind garantiert: Die Bedrohung durch den riesenhaften, mit maximaler Geschwindigkeit fahrenden und mit flüssigem Phenol beladenen Zug wird anschaulich dargestellt (meine Lieblingsszene ist die, in der die Klemmschuhe des "mobilen Entgleisers" vom Zug zermalmt und durch die Gegend gesplittert werden). Der Held leidet anschaulich unter der Trennung von seinem Kind, der erfahrene Kollege wurde entlassen und weiß nicht, wohin.

Mir hat der Film grade wegen seines klassischen Aufbaus gefallen, "Unstoppable" ist der Beweis, das der alte Aristoteles es wirklich drauf hatte und das wir in der Schule auch nicht nur unnützen Blödsinn lernen. Also, Mädels - wenn ihr mal einen mitreißenden Kinofilm drehen wollt, passt auf im Deutschunterricht!
Die Hooters-Arbeitskleidung hat Signalfarbe, schützt aber nicht wirkungsvoll vor Umwelteinflüssen. Denzel Washingtons Töchter verdienen sich das Geld fürs College

Der zweite Positivpunkt ist die dick aufgetragene Industrieromantik, die mir (born and raised in the Ruhrgebiet) jetzt ganz gut gefällt, (vielleicht auch, weil ich nicht mehr dort lebe? Dazu Dirk Elbers: "Im Ruhrgebiet möchte ich nicht tot überm Zaun hängen").

Zu Loben ist auch die Glaubwürdigkeit der "human touch" Nebengeschichten: Die Vorbehalte gegen die Berufsneulinge, die vielleicht den Tarif kaputtmachen sind kurz, aber realistisch dargestellt, und der Zwiespalt des Neulings, der besser an seinem ersten Tag Leistung zeigen sollte, stattdessen aber ständig am Handy hängt, um mit dem Anwalt das Vorgehen im Sorgerechtsstreit zu besprechen, das geht mir ans Herz.
Dewey ist nicht das hellste Licht am Christbaum: Fett, frech und faul braucht er nur drei verhängnisvolle Fehlentscheidungen, um eine dicke Sache ins Rollen zu bringen

Friendlys Schulnote: eine ZWEI PLUS. Der Film füllt sein Genre vollumfänglich und unterhaltsam aus - für eine eins braucht es aber noch etwas Tiefgang, die der Film wfairerweise auch nicht nahelegt.

Antwort der letzten Frage: Der Guy-Fawkes-Day ist der 5. November. Im Jahr 1605 wollte der katholische Fähnrich Fawkes das Parlament bei der Eröffnung inklusive der Parlamentarier, protestantischen Bischöfe, dem König (Jakob I) und des größten Teils des englischen Adels in die Luft jagen. Dazu hatte er die imponierende Menge von Zwei Tonnen Schießpulver im Keller des Gebäudes eingelagert. Das Attentat wurde von einem Mitverschwörer verraten.

Rätselfrage: Ein Herr wird gefragt, was eine Bestimmte Örtlichkeit wert sei und antwortet kurz nacheinander "Nichts" und "Alles". Welcher Herr in welchem Film war das? (Ok, das ist nicht leicht...)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bloggerei

Blogverzeichnis