Donnerstag, 5. Juni 2014

Hotel Ruanda

Das ist mal ein Film, bei dem ich meinen locker-lustigen Plauderton mal im Zaum zu halten versuche. Hotel Ruanda gibt die Ereignisse um das  Hôtel des Mille Collines in Kigali kurz nach dem Ausbruch des Tutsi-Hutu-Konfliktes wieder. Paul Rusesabagina, der Interims-Manager des Hotels, rettete damals etwa 1200 Menschen das Leben, indem er ihnen Zuflucht in seinem Hotel gewährte und mit einer Mischung von Bestechungen, Drohungen, Unterwürfigkeit und Appellen das unvermeidbar scheinende Massaker an seinen Schützlingen so lange herauszögerte, bis die Öffentlichkeit in den Industriestaaten aufmerksam geworden ist und die Flüchtlinge in Sicherheit kamen.

Worum geht’s?

Paul, der Vizechef des Sabena-Hotels Hôtel des Mille Collines in Kigali macht sich Sorgen: 1994 verschärfen sich die Spannungen zwischen den ethnisch als „Hutu“ und „Tutsi“ separierten Volksgruppen. Obwohl in den meisten Fällen das geschulte Auge die ethnische Herkunft nicht sicher erkennen kann und in der Vergangenheit zahlreiche Kinder aus Verbindungen von Hutu und Tutsi hervorgegangen sind, hetzen Agitatoren speziell die Hutu auf, sich für empfundene Diskriminierung an den Tutsi zu rächen. 
Colonel Oliver - Kein Mandat, keine Männer: "Sie müssen sich selbst schützen"
Als das Flugzeug des Hutu-Präsidenten abgeschossen wird, eskalieren die Konflikte: Hutu-Hetzer machen die Tutsi in ihrer Gesamtheit für das Attentat verantwortlich und rufen zum Völkermord an den Tutsi auf. Paul, selbst ein Hutu, erlebt auf abendlichen Besorgungen Übergriffe bewaffneter Hutu auf Tutsi-Familien und macht sich auf, seine Familie zu finden und in das von Ausländern bewohnte und daher als sicher empfundene Hotel zu bringen. Mehrfach in Lebensgefahr gelingt es ihm, seine Frau Tatiana (eine Tutsi) und die gemeinsamen drei Kinder und zusätzlich noch die Nachbarfamilie aus der Gewalt der Mördergruppen durch Bestechung auszulösen und ins Hotel zu bringen.
Draufhalten! Draufhalten! Die Welt soll erfahren, was hier geschieht.
Im Hotel steht er vor der Aufgabe, die Situation vor den Ausländern nach Möglichkeit weitgehend normal und sicher erscheinen zu lassen, um den Schutz ihrer Anwesenheit nicht zu verlieren – eine Aufgabe, die nicht dadurch leichter wird, dass noch am selben Tag die Rotkreuz-Helferin Pat mit zwanzig Waisenkindern das Hotel erreicht. In den Folgetagen erreichen immer mehr Flüchtlinge das Hotel, und Paul hat zunehmend Schwierigkeiten, die Flüchtlinge zu versorgen, den Frieden unter den Beschäftigten zu halten und gleichzeitig seiner Familie Zuversicht und Stärke zu spenden. Die UN-Blauhelme unter dem Kommando von Colonel Oliver sind ihm keine große Hilfe, da sie Befehl haben, nicht in den Konflikt einzugreifen und die Waffen nur zur Selbstverteidigung zu benutzen.
Als schließlich die UN-Verstärkung eintrifft, haben sie lediglich den Auftrag, bei der Evakuierung der Ausländer zu unterstützen – die Ruander im Hotel sollen den marodierenden Hutu ausgeliefert werden.
Absolute Korrektheit auch im Angesicht des Wahnsinns: Wichtig ist, die steife Oberlippe zu behalten
Nun ohne den Schutz von UN und ausländischen Gästen greift Paul wieder zu Bestechung und Manipulation und droht schließlich einem Hutu-General sogar mit einer Anklage wegen Kriegsverbrechens nach dem Völkermord – was sicher zu den mutigeren Taten gehört, die man sich ausdenken kann.
Diese Demonstranten sind nicht so harmlos, wie sie erscheinen.
Rettung naht erst, als Paul den Belgischen Präsidenten der Sabena-Gruppe, zu dem auch sein Hotel gehört, erreicht und ihm in eindringlichen Worten die Lage schildert. Zusätzlich fordert er alle Flüchtlinge im Hotel auf, ihre jeweiligen Bekannten im Ausland anzurufen und sie dazu zu bringen, sich für ihre Rettung einzusetzen. Sabena-Chef Tillens kontaktiert den Französischen Präsidenten und erreicht, dass die UN-Soldaten im zweiten Versuch die Flüchtlinge schließlich aus Ruanda in den Kongo in ein sicheres Lager bringen. 1268 Menschen wurden durch die Taten von Paul Rusesabagina vor dem Tod durch Hackmesser-Massaker gerettet. Etwa eine Million Menschen verloren in dem 100 Tage dauernden Blutrausch ihr Leben.
Ein Menschenleben ist nur so viel wert wie die Kugel, die es beendet: das ist Ruanda 1994
Die finsterste Szene vielleicht der ganzen Filmgeschichte: Paul und ein Mitfahrer kommen mit dem Lastwagen auf einer unbefestigten Straße im Nebel ins Ruckeln. Nach dem Aussteigen merken sie, dass ihr LKW sich inmitten toter Körper befindet, die auf der Straße liegen. Die beiden steigen wieder ein und fahren weiter.

Wie war’s?

Dieser Film ist ein absolutes Meisterwerk, das trotz und durch den Verzicht auf Kill-Bill-Blutfontänen (und wo wären sie filmerisch berechtigter gewesen?) die Geschichte so dramatisch und emotional ergreifend erzählt, dass der Zuschauer den Beamer als besserer Mensch abschaltet. Dabei ist der Film auch spannend, unterhaltsam, gruselig – vor allem aber lässt er den Zuschauer fast verzweifeln über die Rohheit und Gemeinheit der Menschen, wenn die zivilisatorische Tünche erst vergangen ist.

Friendlys Schulnote: Eine EINS-PLUS. Das war’s. Besser geht nicht. Dies ist die Referenz, 15 Punkte, full score.

Rätselfrage: Was trägt der Gott Rama in seiner rechten Hand, und in welchem Film wird diese Frage gestellt?

Antwort der letzten Frage: Das war Philip K. Dick, Autor der Vorlagen von "Minority Report, "True Lies" und "Blade Runner"

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