Freitag, 28. August 2015

Pitch Perfect 2

Konfus ist er, der zweite „Pitch Perfect“-Film. Was soll man auch machen, wenn der Vorgänger eine schöne, abgeschlossene Geschichte erzählt – mittelgute Regisseure haben die Wahl, entweder dieselbe Geschichte noch einmal zu erzählen (wie in Terminator-3 und Terminator-5) oder eine neue Geschichte mit den gleichen Figuren (wie im „Sex in the City“ Sequel). Option eins: langweilig. Option zwei: meist schwierig, weil die beste Story ja schon erzählt ist. (Wenn ich es mir recht überlege, fürchte ich mich schon vor dem zweiten Teil von „Fack ju Göhte“)
Wer konnte hier schon damit rechnen, dass Fat Amy gleich ihren unbekleideten Unterleib in unvorteilhafter Position dem Präsidenten der USA entgegenstrecken würde

Worum geht’s?


Ihr erinnert Euch noch an das absolute Fiasko am Beginn von „Pitch Perfect 1“? Die Leadsängerin kotzt im hohen Bogen auf die Bühne? Ist etwas Grauenhafteres vorstellbar? 

Ja, es ist. Dieser Film beginnt mit „Fat Amy“ als Miley-Cyrus-in-Dick in einem „Wrecking Ball“-Verschnitt hilflos schwebend, mit im Schritt geplatzter Lycra, und ohne was drunter. Live. Auf der Bühne. In einer Aufführung für den amerikanischen Präsidenten. Schlimmer geht’s nimmer.

Becas A-capella-Gruppe wird zur Strafe (und zum Abwenden von weiteren Vorfällen dieser Art) quasi standgerichtlich aufgelöst. Im offiziellen Schreiben findet Becca noch ein Schlupfloch:  Wenn die „Barden Bellas“ bei der Weltmeisterschaft in Kopenhagen gewinnen, dürfen sie weitermachen.

Leider hat der Film ab jetzt einige Längen: Die abgesagte US-Tour hat eine deutsche Band (DAS SOUND MACHINE, ich muss das großschreiben und nein, es ist kein Schreibfehler) übernommen und die Chefin von DSM ist so fies und böse, wie sich Amerikaner die deutsche Lagerkommandantin vorstellen. Die Bellas versuchen mit gnadenlosem Übereinsatz von Tanz, Glitzer und Requisiten Punkte zu machen und setzen sich dabei selbst in Brand. Beca beschäftigt sich mehr mit ihrem Praktikum beim Musik-Produzenten (wo sie im wesentlichen Kaffee macht, wahrscheinlich für lau) als mit dem Arrangement der Songs und Zoff gibt es auch in der Gruppe. Irgendjemand muss doch schuld sein!

Im Bootcamp: die Truppe findet wieder zu ihrer Identität. Allerdings ist die Luft zum Schneiden

In einem Survival-Camp (unter der Führung von Aubrey, der kotzenden Chorführerin aus dem ersten Pitch-Perfect-Film) kommen sie sich menschlich wieder näher, erzählen von ihren Wünsche und raufen sich als Chor wieder soweit zusammen, dass sie gemeinsam nach Kopenhagen fahren können. Im großen Finale zieht Beca dann eine unerwartete Trumpfkarte, die zugleich rührend und beeindruckend ist. DAS SOUND MACHINE kann trotz makelloser Performance einpacken, die Amerikaner holen zum ersten Mal die Weltmeisterschaft und die „Barden Bellas“ sind rehabilitiert.

(Ganz, ganz ausnahmsweise erzähle ich nicht, welcher Trumpf das ist, um Euch nicht den Spaß und die Überraschung zu nehmen).

Wie war’s?


Vorausschicken möchte ich, dass ich den Film in etwas zweifelhafter Qualität gestreamt habe und das mein linker Lautsprecher einen Wackelkontakt hat, den ich während des Films mehrfach richten musste. Nicht die besten Voraussetzungen für den Genuss eines Musikfilms also. Trotzdem haben mir die Gesangseinlagen gut bis sehr gut gefallen, und das Finale war wirklich fast schon überwältigend.

Allerdings: der Film hat ein ernstes Problem mit seiner Story. Da ist wirklich kein roter Faden drin – der Plot scheint sich ebenso im Ungefähren zu verlieren wie die auseinanderdriftenden Bellas. Nur ein Beispiel: Plötzlich und unerwartet taucht Scheusal „Bumper“ wieder auf und wanzt sich derart übertrieben an Fat Amy heran, dass ich absolut mit einem klassischen „Es war nur eine Wette – har-har-har“ rechnete. Ne, war echt verliebt der Gute. Oder der Regisseur musste Minuten schinden.
"Selbst wenn sie schön sind, sind sie nicht freundlich" - soweit Pitch Perfect zu den Deutschen
Kommen wir nun zu DAS SOUND MACHINE: Das ist einfach nur ein dickes, fettes Klischee. Abgesehen davon, dass es ein feuchter Traum jeder Englisch-Fachkonferenz ist, dass eine deutsche Jugendliche sich in Amerika mit einer Amerikanerin auf Amerikanisch auf ein Wortgefecht einlässt und dabei noch gut aussieht – dieser gelackte Terminatrix-Look und das ganze Übermenschen-Gehabe wäre für mich als Deutscher echt beleidigend (bin ich aber nicht, hihi..).

Beca sieht in PP-2 meistens einfach nur hilflos aus und ist mehr Spielball als Akteur – leider spiegelt sich das auch im schafsmäßigen Gesichtsausdruck. Kaum zu glauben, dass Anna Kendrick auch die Janet in „End of Watch“ spielt.


Friendlys Schulnote: Eine DREI. Kann man gucken, muss man aber nicht. Meine Tochter fand den ersten Teil besser.

P.S.: Regie hat bei diesem Film (aber nicht beim ersten Pitch Perfect!) Elisabeth Banks geführt (die Jurorin in beiden PP-Filmen). Sie ist vielleicht am besten für ihre Rolle als Effie Trinket in "Tribute von Panem" bekannt.

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