Mittwoch, 26. August 2015

Domino (2005)

„Für einen guten Film braucht man nur ein Mädchen und eine Knarre“ hat Godard gesagt. „Domino“ ist der Film zum Statement. Tony Scott (Unstoppable, Die Entführung der Pelham 123, Deja Vu) setzt eine höchst provinzielle Story mit halbdebilen Kleinkriminellen als großen Masterplan in Szene: spannend, abwechslungsreich und voller Tempo. Daumen hoch!

PAY OR DIE! Kautionssteller und ihre Angestellten haben in den USA umfangreiche Rechte. Sie dürfen verhaften, in Häuser eindringen, sich unter falschem Namen einschleichen und getarnt arbeiten. Domino ist eher nicht so der Typ dafür. 


Worum geht’s?


Schauspielertochter verliert früh den Vater. Nach Arbeit als Model (auch nicht grade ein Zuckerschlecken in den 90ern) nutzt sie ihren Indie- und Outlaw-Charme und heuert bei Kautionsagenten Claremont als Kopfgeldjägerin an. Zusammen mit dem väterlichen Freund Ed (ein alter, schwerer Junge) und Psyche Choco jagen sie Kleinkriminelle, manche davon sogar gefährlich.
Das ist ein Bild der wahren Domino. Leider schon tot. Live fast, die young.
Es ist aber eher ungeschickt, das Hauptquartier der Drogengang zu dritt zu stürmen, selbst wenn die drei schwer bewaffnet sind. Schnell zeigen fünfzehn Maschinenpistolen in die verschiedensten Richtungen – wenn jetzt jemand niest, gibt es ein Blutbad. Domino deutet das drohende Massaker zu einem sexuellen Intermezzo um (keine Details…) und alle bleiben am Leben.

Es ist eine feine Linie, die „erlaubt“ und „verboten“ trennt. Clairemont setzt beherzt darüber, als er 300.000 Dollar für die Behandlung der Tochter seiner Freundin (auch so eine Kleinkriminelle: Bestechlich in der KFZ-Zulassungsstelle) vorfinananzieren muss – eine Summe, die er als Geschäftsführer seiner kombinierten Kautionsverleih-, Geldtransport- und Security-Klitsche nicht aufbringen kann. Er will einen Transport von 10 Millionen rauben lassen, seine Kopfgeldjäger werden das Geld wiederbeschaffen und er bekommt eine Belohnung – die 300.000 sollte das locker decken, plus Spesen.

Ein gutaussehender Teufel, aber so verrückt wie ein Hutmacher. Obwohl: auf die Idee, den Arm des Fahrers mit der Schrotflinte abzutrennen ist nicht er, sondern Domino gekommen.

Ab hier wird alles etwas komplex. Das Geld ist ein Mafiatransport, unter den vier mutmaßlichen Räubern ist ausgerechnet der Sohn des Bosses, für den das Geld gewaschen werden soll. Der Geldwäscher-Kasinobesitzer ist unglücklich und setzt die Räuber fest, vielleicht werden sie erschossen? Geraubt haben aber nicht die Verdächtigen, sondern die Frau vom KFZ-Amt und ihre Mädels – ihr seht, das ist schwierig zu erzählen, aber kurzweilig zuzusehen. Am Ende landet das große Geld in Afghanistan, die 300.000 im Krankenhaus und Domino überlebt.

Wie war’s?


Ich fand’s gut, stellenweise sogar sehr gut. Die erste Hälfte des Films habe ich in einem Reisebus gesehen und es hat mich ziemlich viel Zeit und Mühe gekostet, herauszufinden, welcher Film das überhaupt war, der mir da einfach nicht mehr aus dem Kopf ging. Der Film ist wild, gewalttätig, schnell und er zeigt vor allem eines: eine einzige falsche Entscheidung kann dein Leben komplett ändern – meistens nicht zum Besseren.
Jetzt geht's los! Das Gefühl vor einem bewaffneten Überfall lässt sich mit nichts anderem vergleichen

Die Charaktere sind inmitten all dem Blut und der herausgerissenen Arme glaubwürdig und haben eine einsehbare Motivation, sich so zu verhalten, wie sie es tun. Mit diesem Film haben sich Regisseur und Produzent definitiv Mühe gegeben – und ich glaube, sogar die leichte B-Movie-Anmutung ist Absicht. Das ist dem Geschehen einfach angemessen. Noch ein Wort zum Thema Masterplan und Provinzgeschehen: meine Lieblingsszene ist die, als Domino zur Kopfgeldjägerin des Jahres im Bezirk West-Hollywood gewählt wird.

Friendlys Schulnote: eine Zwei-Plus / Eins-Minus, wenn man sowas mag. Frei ab 16 (und das ist halbwegs realistisch)

P.S.: Domino Harvey (das Vorbild der Filmheldin) wurde am 27. Juni 2005 in Hollywood in einer Badewanne mit einer Überdosis eines Schmerzmittels gefunden und verstarb kurz darauf im Krankenhaus.

Regisseur Tony Scott brachte sich am 19. August 2012 um, indem er von einer Brücke in das Hafenbecken von Los Angeles sprang.

Rätselfrage: In diesem Film spielen die Taufpatin von Angelina Jolie mit. Wer ist das?

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