Rasse als das eine bestimmende Thema, wann immer zwei
Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe aufeinander treffen – für uns in Europa
ist das ebenso fremd wie das Kastenwesen in Indien oder wie die fünf
Klassen in „Die Bestimmung“. In den USA scheint es immer noch wie in den schlechten alten Tagen das Zusammenleben zu vergiften, zumindest wenn man „LA
Crash“ glauben will.
Das Gefühl der Ohnmacht kann das ganze Leben in eine andere Perspektive rücken.Da muss sie erst einmal drüber nachdenken. |
Worum geht’s?
Erfreulich: in diesem Film ist niemand nur gut oder nur
böse. Der rassistische Bulle, der die schwarze Freundin des Regisseurs
betatscht, ist gleichzeitig der liebende Sohn, der seinen sterbenden Vater betrauert.
Die jugendlichen Autoräuber überfahren den chinesisch-stämmigen Kleinhändler
(schlecht) und bringen ihn dann zum Krankenhaus, statt Fahrerflucht zu begehen
(gut). Der dunkelhäutige Vorgesetzte will die Beschwerde eines Untergebenen
gegen einen rassistischen Kollegen nicht annehmen,
und die lilienweiße Frau des Staatsanwaltes traut keinem mehr, der eine dunklere Farbe hat
als sie selbst, seit bei ihnen eingebrochen worden ist.
Am Ende will der
einzige Gute (der alte persisch-stämmiger Kurzwarenhändler, der nicht sehr gut
Englisch spricht) den einzigen anderen Guten (den Hispanic-Familienvater vom
Schlüsseldienst) über den Haufen schießen. Und dann springt ihm noch die kleine
Tochter vor den Lauf.
Wie war’s?
Definitiv einer der besten und unterhaltsamsten Filme die
ich kenne. Sehr komplex, es passiert nicht nur sehr viel, sondern auch sehr
viel, über das man nachdenken kann. Wie würdest Du reagieren, wenn der Polizist
an Deiner Freundin herumfummelt? Klar, hier würdest Du den Lauten machen und
eine Dienstaufsichtsbeschwerde ankündigen. In Amerika? Als Schwarzer? Nach dem
Rodney King Fall? (Ich persönlich würde trotzdem auf die Barrikaden gehen, aber das ist
ein individueller Charakterzug, den man wahlweise Zivilcourage oder „Schwierigkeiten
mit Autorität“ nennen kann und der mich im Leben auch schon etwa gekostet haben
mag). Und ist das eine gute Idee?
"What I need is a husband who will not just stand there, while I'm being molested."
Dabei ist der Film nicht zur Agitation geraten: die
Schwarzen sind keine Opfer, zumindest nicht immer und zumindest nicht nur: Die
Jungs, die sich aufregen, dass man ihnen nicht traut, werden gleich ein
Verbrechen begehen. Der schwarze Polizist hat nicht aus Notwehr gehandelt, als
er den weißen Drogi erschoss, aber weil im Rathaus wird dringend ein Held gesucht wird, bring ihm das Belobigung und Orden.
Sieht aus wie der Böse, ist hier aber nur der überforderte Persische Einwanderer. Hat allerdings eine Waffe und ein Problem mit der Versicherung. Da ist noch Musik drin, suspensemäßig. |
Friendlys Schulnote: eine Zwei-Plus. Warum keine Eins, wenn
ich den Film doch so gut finde? Ich argwöhne, dass meine Begeisterung in diesem Fall
nicht ganz so verallgemeinerungsfähig ist wie sonst. Und die Spezifika der
Rassenproblematik in den USA mit ihrer ganzen subtilen Diskriminierung sind
eben doch ein sehr lokales Thema, das mit uns hier nicht so viel zu tun hat.
Der Film ist ideal für Leute, die komplexe Stories mit einer
mehrstelligen Anzahl von Beteiligten nicht scheuen. Frei ab 12, ich empfehle
ihn ab 14 Jahren (weil verwirrend).
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