Dienstag, 10. März 2015

Selma / 7 Psychos / Focus

Vor wenigen Tagen hat Präsident Obama den 50ten Jahrestag der Ereignisse von Selma feierlich begangen: für Amerika war der Protest von Selma einer der großen Schritte auf dem Weg zu gleichen Rechten und gleichen Chancen für alle Bürger, unabhängig von Abstammung und Herkunft. 

Unglaublich, dass in den USA, Vorreiter (und Vorbild) der demokratischen Staatsform, noch vor einem halben Jahrhundert unter dem Vorwand "Segregated, but equal" Volksgruppen offen diskriminiert und von Wahlen ausgeschlossen wurden. 

Das ist übrigens auch ein guter Jahrestag, um sich mal zu überlegen, wer bei uns von politischem Einfluss und politischer Willensbildung ausgeschlossen ist: Flüchtlinge, Ausländer allgemein, Jugendliche - wollen wir das so beibehalten? Warum dürfen Flüchtlingskinder nicht zur Schule gehen? Warum die Mutter nicht arbeiten? Warum darf der Vater das Bundesland nicht verlassen, auch nicht zum Einkaufen? 

Selma

Reden - das kann er. Die Mühen des Durchsetzens liegen ihm nicht in gleicher Weise. Immerhin: es gibt jetzt eine Krankenversicherung
Martin Luther King, damals bereits Träger des Friedensnobelpreises und anerkannter Bürgerrechtler kam nach Selma, um eine Kampagne zu unterstützen, die sich gegen die damals übliche Praxis, Schwarzen das Wahlrecht mit der Begründung „zu ungebildet“ zu verweigern, richtete.

Auf der Edmund-Pettus-Brücke kurz hinter Selma kam es zum Zuammenstoß: die friedlich marschierenden Bürgerrechtler wurden von Polizisten und weißen Freiwilligen verprügelt. Erst im dritten Anlauf und dann unter großer öffentlicher Anteilnahme erreicht die Demonstration ihr Ziel und setzt Prozesse in Gang, die zum Ende der Verweigerung des Wahlrechtes führen.
"If Martin Luther King came back, he'd say we need another civil rights movement built on class not race."
Der Film malt nicht nur die Ereignisse nach, sondern überträgt auch aus den hinteren Räumen. King und seine Getreuen, wie sie sich streiten, welcher Weg jetzt zum Erfolg führen werde – King mit seiner Frau Coretta, wie sie sich darüber streiten, dass King’s Arbeit seine Kinder in Gefahr brächte und realistischer noch: King und seine Frau, die sich darüber beschwert, dass sie noch nicht einmal das Geld, das King verdient, ausgeben könne, ohne Neider zu provozieren.

Meine Meinung: eine glatte ZWEI. Historisch korrekt, fesselnd dargestellt, himmelschreiendes Unrecht, Gewaltlosigkeit als Weg zur Emanzipation: Tip-top.

(Übrigens: Edmund Pettus war ein General des Bürgerkrieges und bedeutendes Mitglied des Klu-Klux-Klans)


7 Psychos

Sieben Psychos sind eventuell ein paar zu viel für meinen Geschmack. Dabei hatte ich mich schon so auf Woody Harrelson gefreut.
Über „7 Psychos“ habe ich nach dem Release so viel wirres Zeug im Radio gehört, dass ich es aktiv vermieden habe, mit dem Film in Berührung zu kommen. Aber dann hat meine Freundin mir den Film empfohlen – ihr Sohn habe sich kaputtgelacht und überhaupt sei der Film mit seien absurden Gewaltszenen und dem wirren Plot quasi Arthouse und auf jedem Fall so abgedreht, dass er uns gefallen werde

Aaaalso: Der Anfang war schon mal prima. Wie angekündigt: sinnlose übertriebene Gewalt, eine wirre Story, alles sehr Tarantinoesk, aber anders. Dann entwickelte sich eine zweite Erzählebene, der Schreiber der Story tritt in seinem eigenen Film auf, alternative Varianten des Geschehens werden dargestellt… und dann bin ich eingeschlafen. Ich weiß: soll man nicht. Vor allem dann nicht, wenn man darüber schreiben will. War aber für mich: zu sinnlos, zu gewalttätig, zu wirr, zu übertrieben. Für mich: eine glatte DREI. Hilfsweise die Meinung meiner Söhne: Mittlerer Sohn: „guter Film“, Großer Sohn: „Hat mir nicht gefallen, wirkte, als sei dem Drehbuchschreiber nichts eingefallen und als habe er dann einfach das gedreht“.

Focus

"Du hast Karten für den Superbowl? Ist das wirklich war?". Die Karten waren da längst aus seiner in Ihre Tasche gewandert. Manchmal muss man auch ein wenig angeben.

„Focus“ hätte MEIN Film werden können. Das Genre: Masterplan - zwei Betrüger machen das eine, letzte, große Ding. Das Setting: die Welt der wirklich Reichen und Schönen. Die Story: Held und Heldin betrügen alles und jeden und vor allem einander, bis sie sich schließlich verliebt in die Arme sinken. Von der Papierform stimmt hier wirklich alles – nur hat der Film es leider grandios versemmelt, aus den drei Komponenten großes Kino zu machen. Ich habe lange darüber nachgedacht, woran es liegt (und bin immer noch nicht ganz durch damit). Hier die vorläufigen Ergebnisse:
  • Der Film ist seelenlos – In der Eile, Trick auf Trick und Effekt auf Effekt zu stapeln, lässt er uns keine Gelegenheit, Zuneigung zu den Hauptpersonen zu entwickeln.
  • Die Hauptdarsteller zeigen keine Gefühle – und wenn doch, dann entpuppen sich die offenbarte Gefühle sofort als Manipulationsversuch. Das ist einmal witzig, zweimal witzig, als Running Gag hält es den Zuschauer aber zuverlässig auf Distanz.
  • Der Plot enthält mindestens eine völlig unmotivierte und unerklärlich Kernschwäche: Nach dem ersten großen Fischzug verlässt Will seine Margot. Die Regie macht nicht mal den Versuch, dieses Verhalten zu erklären.  
Deshalb trotz des glitzernden Settings und des souveränen Auftretens von Will Smith (vielleicht ein bisschen so wie damals im Date-Doktor) diesmal nur eine DREI.

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