Dienstag, 7. Oktober 2014

Monsieur Claude und seine Töchter

Das ist mal ein Beitrag der ganz, ganz leichten Muse: Französischer Großbürger ist nicht nur mit einer, sondern gleich mit vier Töchtern gestraft, die allesamt einen unziemlichen Hang zum Exotischen hegen: Nachdem die drei Ältesten bereits an einen nordafrikanischen Moslem, einen Juden und einen Chinamann verheiratet sind, bleibt allein Laure, um den Seelenfrieden ihrer Eltern mit einem gut-katholischen Franzosen wieder herzustellen.
Ende gut, aller gut: Mein Gott, kann die sich freuen!

Daraus wird natürlich nichts. Laures Traummann Charles ist katholisch, französischer Staatsbürger und - schwarz. Mit Familie von der Elfenbeinküste, und dort nicht die ärmsten. Aus diesen flachen Quellen schöpft der Film die Komik: a) Papa und Mama drehen langsam durch, b) die vier Schwiegersöhne sind in ewigem Gezänk verhakt, schlimmer als die Vollversammlung der Vereinten Nationen, c) Charles Vater ist ein eben solcher National-Chauvinist wie der von Laure.
Die drei von der Tankstelle: Jude, Moslem und Chinamann - So einträchtig sind sie eigentlich nur gegen den gemeinsamen Feind: den Mohren

So scharmützelt sich der Film durch die Viertelstunden (was ganz unterhaltsam ist) und findet ein Zwischenhoch beim Versuch der drei bereits getrauten Paare, dem sicherlich haltlos promiskuitiven schwarzen Mann hinterherzuspionieren, um die Hochzeit noch grade zu verhindern (und Laure vor dem Unglück zu bewahren). Klappt nicht ganz - die schöne Schwarze ist dann doch Charles kleine Schwester, aber immerhin: Bühne frei für eine Handvoll neuer lustiger Vorurteile.
Monsieur Claude als Hiob: Als ob es nicht genug wohlerzogene, weiße, katholische Franzosen gäbe.

Und noch ein Klischee: erst im Vollrausch verbrüdern sich Papa und Papa und billigen die Hochzeit ihrer Nachkommen, gemeinsam holen sie Laure, die die Hochzeit bereits absagen will, auf dem Weg nach Paris ein und bringen sie zu Charles in die Kirche.

Fazit: Die erwähnte leichte Muse stelle ich mir als eine sehr blonde, langhaarige, junge Frau mit silbernem Plastikkrönchen im Haar und Wickelrock über dem Bikini vor, die fragend in die Runde blickt, was es denn als nächstes zu lachen gibt - eine durchaus sympathische Erscheinung also. Ihr sei diese Filmkritik wie auch der Film selbst gewidmet.
Keine der jungen Damen hat die Vorstellungen der Familie erfüllt - jetzt soll es das Nesthäkchen richten

Am lustigsten ist vielleicht die Erkenntnis, dass man selbst nicht der einzige Rassist (und wer könnte sich davon freisprechen? Ich habe sogar Vorurteile gegen Mormonen - zumindest bis ich den ersten kennenlerne...) ist: Es gibt arabischen Rassissmus, jüdischen Rassismus, somalischen, französischen... Jeder ist heilger als der Nächste. Hoffentlich gibt es irgendwann soviel Liebe zwischen den Völkern, dass alle Menschen ihre Wurzeln mit Ungarisch-uigurisch-uruguaiisch oder dänisch-deutsch-dschibuti angeben - dann ist es vielleicht etwas schwerer, auf die anderen herabzublicken.
Sich gemeinsam eine Flasche Calvados auf die Mütze zu gießen gibt den ethnischen Konflikten oft einen völlig neuen, wenn auch leicht verschwommenen Bezugsrahmen


Friendlys Schulnote: eine ZWEI. Viel zum Schmunzeln, frei für alle Altersstufen.

Rätselfrage: Der "Angriff der leichten Brigade" ist auch in einem historischen Schelmenroman verarbeitet worden. Wie heißt der Held der Erzählung?

Antwort der letzten Frage: Die Reihe 6, 15, 35, 77, 143 ergibt sich als Produkt jeweils der nächsten zwei benachbarten Primzahlen: 2*3, 3*5, 5*7, 7*11, 11*13. Die nächste Zahl wird also 13*17 = 221 sein. Oft reicht es übrigens aus, die entsprechende Reihe in Google einzugeben, um die Bildungsregel zu bekommen. In fast jedem Fall hilft aber die OEIS (Online Enzyclopedia of Integer Sequences), die absolut faszinierend ist und die sich jeder Liebhaber ganzer Zahlen ansehen sollte. (Übrigens gibt es oft auch noch andere plausible Fortsetzungen von speziellen Reihen. Wer kennt noch eine andere Lösung für die Rätselfrage?)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bloggerei

Blogverzeichnis