Freitag, 4. Juli 2014

INCEPTION

Als ich diese Grafik eingefügt habe, bekam ich Skrupel: Wird das meine Leser nicht abschrecken? Ist eine hübsche Ellen Page als Intro-Bild nicht publikumswirksamer? Aber: Scheiß drauf! Es ist mein Blog, und ich kann hier machen, was ich will.

Also, warum ist das alles so kompliziert (und ist das dann nicht langweilig)? Ist es nicht. INCEPTION ist sehr, sehr unterhaltend nur: Aufpassen muss man schon ein wenig. Obwohl der Film zum Genre 'Masterplan' gehört, verläuft nicht alles entsprechend der Vorstellungen der Filmhelden.
Die Sache ist verwickelt: Wer in welcher Traumebene was tut, ist aus dieser Übersicht ersichtlich. (Verständlich ist es aber nur für den, der den Film schon gesehen hat)

Worum geht's?

Leonardo, ein Industriespion, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, dass er Gedanken und Wissen aus schlafenden Industriemagnaten abzapft und seinem Auftraggeber zur Verfügung stellt, hat ein kleines Visa-Problem mit den Vereinigten Staaten. In den USA läuft ein Haftbefehl wegen Mordes an seiner Frau, was die Einreise zumindest problematisch erscheinen läßt. Andererseits leben dort seine beiden kleinen Kinder bei den Großeltern. Oma ist verständlicherweise nicht gut auf den Mann zu sprechen, der nach den Erkenntnissen der Bundespolizei ihre Tochter aus dem Fenster geworfen hat - sie erschwert den Kontakt.
So, jetzt aber ein Photo von Ellen Page.
Kein Zufall, dass ich unter 24 Filmen drei mit ihr besprochen habe;
Schönheit soll sich wieder lohnen! (Hier ein Photo von der Premierenfeier)

Leonardo bekommt eine Angebot für den 'letzten großen Deal', der dazu führen werde, dass die Anklage fallengelassen wird und er zurück zu seinen Kindern kann. Nachteil der Sache: der Deal besteht nicht darin, Gedanken zu stehlen, sondern sie einem Opfer so einzupflanzen, dass er sie als sein eigen empfindet und danach handelt - eine Aufgabe, die nach allgemeiner Auffassung schlicht unmöglich ist.

Leonardo willigt ein und sucht ein Team aus Chemiker, Techniker, Fahrer, Fäusten - und aus einer Traumarchitektin (der bezaubernden Ellen Page) zusammen. Als 'Masterplan' entwerfen sie einen Ablauf von drei ineinander verschachtelten Träumen, in denen das Konzernlenker-Opfer Fischer in mehreren Schritten und wohl-inszenierten Bildfolgen schließlich zu der Überzeugung kommen soll, dass er nur so dem kurz zuvor verstorbenen Vater seinen Wert beweisen kann, indem es den eigenen Konzern in mehrere Teile aufspaltet. Das ist wirklich hübsch anzusehen, wie sich das Team Hausmacher-Psychologie wie einen Kuhfuß an Fischers Hirn ansetzt, um einen plausiblen Grund für betriebswirtschaftlich fragwürdige Entscheidungen zu schaffen.
Der Film ist so ... voll. Actionszenen gibt es auch jede Menge! Und Liebe! Und Planungen!

Im Film fasziniert dann das verwickelte Geschehen auf den drei Ebenen des Traumes, in denen die Zeit obendrein unterschiedlich schnell läuft: während oben noch der Van von der Brücke stürzt, träumen die Insassen noch eine halbe Stunde davon, im Gang eines Hotels ein Handgemenge zu entscheiden und in der dritten Ebene attackieren sie in weißen Winterunifomen und auf Ski die gesicherten Alpenfestung der Bösewichte.
Traumszenen sind verunsichernd: Wer erinnert sich noch an die Träume, die er als Sechsjähriger hatte?
Würde man sich wünschen, dieselben Träume noch einmal zu haben?

Dieser Film vereinigt das Beste aus 'Cloud Atlas', 'Matrix' und 'Oceans Eleven' in einem bunten Strudel der Rätsel. Wo er dabei noch Platz findet für eine wirklich romantische Liebesgeschichte (Leonardo und seine verstorbene Frau. Schon vergessen? Wir sind im Traumland) das wissen die Götter. Wahrscheinlich ist es die Wirkung der Zeitdehnung in den unteren Traumebenen... Die Aufnahmen sind cool, Tricks sind gut, Leonardo spielt sich das Herz raus, nur Ellen ('Rollergirl''Juno') bleibt als Traumarchitektin etwas blass (ich mag sie trotzdem, das Leben ist ungerecht). Eigentlich ist INCEPTION das bessere 'Matrix'. Ich empfehle den Film uneingeschränkt, aber erst für schlaue 13-jährige.

Friendlys Schulnote: Eine EINS (Hilfsweise die Note meines Sohnes: eine EINS-PLUS). Kleine Schwächen in der Farbgebung: das ist für meinen Geschmack manchmal zu Beton und zu grau.

Rätselfrage: Wie heißt das Remake von Fassbinders 'Welt am Draht'?

Antwort der letzten Frage: Es gibt wahrscheinlich mehrere richtige Lösungen. Ich meinte den 'Goldenen Tempel von Amritsar', Zentraltempel der Sikh in Indien. Das Massacker am goldenen Tempel, das der englische Brigadegeneral Dyer 1919 an der demostrierenden Bevölkerung anrichtete, wurde im Film 'Ghandi' dargestellt.

Nachschrift: Mein anderer Sohn hat den Film schon gesehen. Von hinten im Bus auf den kleinen Fernseher, der über dem Fahrer hängt, und mit schlechtem und zu leisem Ton. Wenn ein Film nicht für diese Aufführungsbedingungen geeignet ist, ist es INCEPTION.



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