Samstag, 6. Februar 2016

Sin Nombre

Bei diesem Film hatte ich eine sehr seltsame Erscheinung: So wie manche Dörfer nur alle hundert Jahre und nur für eine Nacht in der Welt erscheinen, so fand ich eine Original-Version von „Sin Nombre“ mit deutschen Untertiteln auf Amazon? Netflix? Ja wo denn? 

Einen Tag später, als ich den Film mit meiner Liebsten noch einmal (und dann auch bis zum Ende) sehen wollte, war die OV weg! Es gab nur mehr synchronisierte Fassungen! Also behandelt diese Kritik die Originalversion (erste Hälfte) und deutsch synchronisierte Fassung (zweite Hälfte), sorry dafür…

Jaja... Das ist natürlich die offensichtliche Wahl für einen Film über die Flucht per Zug aus Honduras in die USA. Da es aber auch wirklich ein Train-Movie ist, kommen wir eben nicht an diesem Bild vorbei. Im Vordergrund: Sayra, dahinter: Casper

Worum geht’s?


Flüchtlingsdrama. Papa kommt aus den USA zurück nach Honduras (Illegaler, ausgewiesen) und will wieder zurück. Seine Tochter Sayra (nicht gesehen, seit sie ein Kleinkind war) ist groß genug zum Arbeiten, also soll sie mit. 

Meanwhile, am anderen Ende der Stadt: Kleinkriminelles Gangmitglied Casper hat Ärger mit a) dem jugendlichen Boss, weil er nicht war, wo er sein sollte und b) seiner Freundin aus besserer Familie, die ihn bei jeden Gangtreffen in den Armen irgendeiner lebenslustigen Gangsterin wähnt.


In diesem Milleu genügt es, die falsche Abkürzung zu nehmen, wenn man zur anderen Gang gehört

Beides hat die gleiche Ursache - Casper hält Freundin und Gang fein säuberlich getrennt weil: die Jungs sind echt gefährlich, was sich erweist, als der Boss die Freundin zu vergewaltigen versucht, um Casper für einen verschwiegenen Beischlaf in der Arbeitszeit zu bestrafen.

Die Sache geht noch schiefer als geplant. Noch vor dem Vollzug schlägt sich das Mädchen an einem Grabstein den Schädel ein und stirbt.

Sind das die Kollegen, denen Du Schutz und Fürsorge für deine minderjährige Freundin anvertrauen würdest? Besser nicht.

Damit ist die Sache für den Chef erledigt. Casper soll sich jetzt zusammenreißen und gemeinsam mit ihm und dem Neu-und-Kind-Gangster Smiley einen Zug ausrauben. 

Die Handlungsstränge laufen zusammen: Boss will Sayra (Papas Tochter) auf dem Zug vergewaltigen, Casper hat die Sache mit seiner Freundin noch nicht verwunden und hackt im Affekt den Boss mit der Machete vom Dach.

Es beginnt eine ziemlich coole Verfolgungsjagd. Die Jungs aus der Gang sind nicht nur hinter Casper her, sie verständigen auch die befreundeten Banden längs der Strecke und schicken Klein-Smiley als gewissenlosen Mikrogangster auf die blutige Spur.

Versuch einer Sippenhaft: Boss will Casper durch sexuellen-Missbrauch-per-proxy disziplinieren. Freundin wehrt sich aber.
Unterwegs verlieren eigentlich alle ihr Leben, die USA erreicht nur Sayra. Casper stirbt als letzter, nur wenige Schwimmzüge vom rettenden Ufer des Rio Grande entfernt, was dann auch irgendwie tragisch ist.

Nicht jeder, der ein Kind hat, wird auch automatisch dadurch geläutert

Wie war’s?


Lakonisch, grausam, böse. Und das mit einer Beiläufigkeit, die für mich wie Wahrheit aussieht. Andererseits: wer weiß schon, wie es in den Honduranischen Gangs zugeht? Auf jeden Fall ist die Story oberspannend, die Charaktere handeln einigermaßen nachvollziehbar, und es wird nicht viel rumgelabert.

Na wenigstens versucht er, seinem Baby die Ohren zuzuhalten, wenn Klein Smiley mit einer improvisierten Ein-Schuss-Knarre dem gefesselten Gefangenen den Kopf wegblasen muss. Ist wohl Fürsorge.


Friendlys Schulnote: eigentlich eine Zwei-Plus, in der Originalversion (wo ist sie denn jetzt?) sogar eine Eins-Minus. Ist aber harter Tobak, meine Empfehlung: nicht unter 14 Jahren sehen.

P.S.: Regisseur Fukanaga hat auch den respektablen "Beasts with no Nation" und die unglaublich gute Serie "True Detective", Staffel 1 gedreht

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