Ein Flug von Frankfurt nach Hongkong kann einem ziemlich
lang werden, vor allem, wenn er damit beginnt, dass das Flugzeug drei Stunden
auf die Enteisung warten muss. Mir macht das natürlich alles gar nichts aus:
ich sehe einfach einen Film nach dem anderen - zwar auf dem (zugegeben) kleinen Bildschirm, aber mit meinen neuen, absolut stunn-tastischen Sonys, die ich in Kenntnis
des gurkigen Frequenzganges dieser Plastik-Geröllheimer, die in Flugzeugen als
Kopfhörer durchgehen, mitgenommen habe. Und das habe ich gesehen:
Big Hero 6 – Baymax
"Die geistige Ausgeglichenheit Heranwachsender wird durch körperliche Nähe gefördert". Krankenpflegeroboter Baymax hat recht, aber das gilt auch für Erwachsene. |
Superheldenfilme – sie verfolgen mich. Glücklicherweise bin
ich nach der Enttäuschung von „Captain America“ und „The Avengers“ diesmal über
eine Softversion der harten Übermenschen gestolpert – einer sehr, sehr soften
Version. In Big Hero 6 kämpft eine Truppe von Technik-Studenten, ausgerüstet
mit selbstentwickelter Nerdy-Super-Ausrüstung aus dem eigenen Labor, gegen
einen ominösen Super-Dieb. Dieser Schurke hatte Forschungsergebnisse und –Demonstrator
gestohlen und fahrlässig den Tod eines Studenten – Bruder des Haupthelden Hiero
– verursacht. Unterstützt werden sie von einem umprogrammierten Softie von
Krankenpflegeroboter.
Die Story hat Witz, und das vermutlich nicht nur für einen Ex-Forscher
wie mich. Missverständnisse zwischen dem marschmallow-artigen Super-Soft-Roboter
Baymax und dem rachsüchtigen kleinen Superhirn-Bruder Hiero lockern die
Search-and-Destroy-Story auf. (Die ganze Sache erinnert übrigens etwas an „Die
Unglaublichen“, auch so ein Superhelden-Animationsfilm, und auch sehr
sehenswert.)
Unglaublich schlecht war aber der Einfall, den dunkelhäutigen
Forscher-Helden im Team breit berlinern zu lassen – wer immer auf diese Idee
gekommen ist: Veronika-Feldbusch-Wiederholungen nicht unter zwei Jahren Dauer!
Friendlys Schulnote: eine ZWEI (mehr ist bei Animation und
Disney aber auch nicht drin. Bin vielleicht irgendwie rausgewachsen)
Wounded
Ich glaub' ich sitze im Wald: "Grüne Raubkatze" beim Kinderschminken, das steht Julie wirklich gut. |
Story: Dünn. Hauptdarstellerin: nur knapp der Sache
gewachsen. Landschaftsaufnahmen: verschenkt. Trotzdem ist der Film nicht nur
schlecht, vor allem in der zweiten Hälfte. Das liegt im Wesentlichen an Graham
Greene (der "Strampelnde Vogel" aus „Der mit dem Wolf tanzt“). Greenes alkoholabhängiger Polizist
versucht Julie die Rache für den Mord an ihrem Mann Ron auszureden, aber er
scheitert. Und dafür gibt es dann auch noch einmal Pluspunkte: Julie stellt den
Mörder in der Einsamkeit der Rockies und als sie ihn hat und er zur üblichen „Du
traust Dich nicht“-Rede anhebt, schießt sie ihn tot. Aus die Maus, aus der Film.
Friendlys Schulnote: eine Vier. ABER, wie gesagt: Greene war
schon sehenswert, und gäbe es die Möglichkeit, vom Film nur die zweite Hälfte
bis zehn Minuten vor Schluss zu sehen (und bei den Einstellungen auf Mädchen
(die heißt wirklich so) Amick zu sparen), dann wäre es vielleicht eine
Zwei-Minus geworden. P.S.: Das ist der Film, bei dem Mädchen nur überlebt, weil
ihr Herz auf der rechten Seite des Brustkorbs liegt (statt Mitte-Links).
Winter Soldier
Na, das sind mal dunkle Ringe unter den Augen. Allzeit bereit bedeutet nicht nie zu schlafen, Buck |
Und noch ein Superheldenfilm – meine Freundin hat sich schon
dahingehend geäußert, dass sie froh sei, wenn ich mir diese Filme bitte ALLEINE
ansehe, damit sie nichts damit zu tun haben muss. Sie fand „The Dark Knight“
auch nur so lala-weiß-nicht.
„Winter Soldier“ hebt sich sehr positiv vom Vorgänger „Captain Amerika“ dahingehend ab, dass es jetzt eine echte Bedrohungsempfindung gibt
(die im Weltkriegs-Nazi-Setting von „Cap“ nicht aufkommen wollte – wir wissen
schließlich wie es ausgegangen ist. (Bin auch ziemlich froh, dass ich mir jetzt
nicht merken muss, wie rum wir Nazis das Hakenkreuz malen, das hätte mich ruck-zuck
ins Lager gebracht).
Die Bedrohung ist hier auch nicht ein irgendwie lächerlich
aussehendes Semi-Monster namens „Red Skull“ sondern eine geheime Unterwanderung
der Superhelden-Dachorganisation, mit dem Masterplan der Vernichtung aller
möglicherweise aufrührerischen Personen – also „Minority Report“ meets Röhm-Putsch,
und das ist wenigstens eine ordentliche Story. Weniger einsichtig ist, woher
der „Winter Soldier“ (Cap’s ehemaliger Kriegskamerad Buck) auf einmal herkommt,
aber schieben wir’s darauf, dass ein Superheld eben auch einen Supergegner
braucht.
Friendlys Schulnote: eine Zwei-Minus. Story ok, Bedrohung
glaubhaft, Schauspieler sind der Sache gewachsen. Ach ja, die Musik wurde beiLena besonders gewürdigt.
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