Freitag, 23. Januar 2015

Vielleicht lieber morgen

Ein Jugendfilm mit Emma Watson kann nicht ganz schlecht sein. Zumal meine Freundin, die den Film schon gesehen (aber dann leider sofort wieder vergessen) hatte, auch noch eine vage Empfehlung aussprechen konnte. Leider ist dann meine Tochter während des Films eingeschlafen und meinen Sohn konnte ich nur durch väterliche Ermahnung davon abhalten, beim Zusehen auch noch auf seinem Handy zu daddeln – die beiden hat der Film also schon mal nicht vollständig überzeugt. Für mich war es ein positives Ergebnis, weil der Film viele Momente meiner Jugend wiedererkennbar auf die Rauhfasertapete gebracht hat - und da wurde ich vielleicht ein bisschen wehmütig.
Schöne Freunde, schönes Bild. Hier halten drei Sonderlinge zusammen und das haben sie auch verdient.

Worum geht’s?


Nerd Charlies erster Tag auf der Highschool verläuft nicht nach Plan. Anstatt eines neuen Lebens mit neuen Freunden ist er immer noch der Sonderling und Nerd, der von seine Mitschüler bestenfalls ignoriert wird. So richtig unglücklich ist Charlie nicht – aber als einzigen Gesprächspartner den Englischlehrer zu haben ist für einen Schüler nicht gerade Ausweis großer Popularität.

Endlich findet er bei Schulrebell Patrick und dessen Stiefschwester Sam (Emma Watson) Anschluss – beide nicht „populär“ im Sinne der informellen amerikanischen Schulordnung: er der Klassenclown, sie das Flittchen, das im vorigen Jahr reihenweise von älteren Jungs durch Alkohol gefügig gemacht wurde.
Im "Werken"-Grundkurs durchzufallen, dass muss Patrick erst einmal jemand nachmachen. Am Ende sind alle Sägen rosa.
Jetzt mittendrin lernt er a) dass Patrick eine Affäre mit dem Athletenstar-Schüler Brad hat, b) dass er selbst attraktiv ist, zumindest attraktiv genug, in der Mitschülerin Mary eine Freundin zu finden, c) dass THC-Kekse gesprächig machen und d) LSD nicht die optimale Voraussetzung für geordnetes Schneeschippen ist, kurz: sie haben eine wunderbare Zeit.
Das Gefühl, mit seinen Freunden zusammen Unfug zu machen lässt sich mit nichts anderem vergleichen. Sam (Emma Watson) kann fliegen.
Nebenbei hilft Musterschüler Charles seiner Sam, den Aufnahmetest für die Uni zu bestehen und Patrick, aus einer Prügelei in der Schulkantine siegreich herauszugehen. Die Pakete, die jeder der drei mit sich trägt, werden mehr nebenbei enthüllt: Sam wurde als Kind missbraucht, Patrick findet im bigotten Amerika keinen Freund, der sich zur Homosexualität bekennt, Charles bester Freund hat sich umgebracht.

Wie war’s?


Ich glaube, dieser Film gefällt einem dann wirklich gut, wenn man Episoden des eigenen Lebens wiedererkennt. Das „Freunde finden“ auf der Schule ist ja eigentlich so viel mehr: es ist die Einordnung in die Gesellschaft selbst, erstmals ohne die lenkende Hand der Eltern. Wer bin ich? Wo stehe ich? Wer mag mich? Das sind Fragen, die noch weit wichtiger sind als Noten – zumindest für die unter uns, die nicht schon mit 16 eine gefestigte Persönlichkeit und einen Berg von Selbstvertrauen haben.
Das ist der "Jemand-mag-mich-Moment": Das reine Glück.
Es gibt eine Szene, die das Gefühl, jung und unverletzlich zu sein, schmerzlich trifft: Sam, Patrick und Charlie fahren im Pickup durch den Tunnel, mit Sam auf der Ladefläche stehend (bei mir war es das Cruisen auf dem Las Vegas Strip) mit „Heroes“ im Radio (bei mir: „Life is a Highway“). Allein deshalb ist es ein guter Film. Wer so etwas erlebt hat, wird es nie vergessen.

Friendlys Schulnote: Eine ZWEI. Der Film ist ein wichtiger Ausschnitt aus dem Leben eines Jugendlichen – ohne viele Überraschungen, ohne Pathos, aber mit viel Wahrheit und scharfer Beobachtung. Allerdings auch ohne einen erkennbaren Spannungsbogen. Die persönliche Geschichte der Hauptfiguren bleibt ohne direkten Einfluss auf das Geschehen und steht (durchaus realistisch) meist irgendwie unmotiviert auf dem Nebengleis. FSK-12, ich empfehle den Film eher ab 14.

Rätselfrage: Emma Watson hat in einer Rede einem Wesen gedankt, das kein Mensch ist. Um welches Wesen handelt es sich?

Antwort der letzten Frage: Der gesuchte Wissenschaftler war Alan Turing. Sein Name wird mit dem Modell einer auf das allereinfachste reduzierten Rechenmaschine, die nur drei Befehle (Lesen, Schreiben, weiterrücken um eine Anzahl Schritte im Programm) kennt, verbunden (Turing-Maschine). Darüber hinaus hat Turing als Test für maschinelle Intelligenz vorgeschlagen, dass eine Anzahl von Menschen über Texteingaben mit einer anderen Reihe von Menschen und mindestens einem Programm kommunizieren sollten. Hielten ebenso viele Menschen die Programme für menschlich wie sie Menschen für menschlich hielten, sei von Intelligenz auszugehen (Turing-Test).

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