Samstag, 15. August 2015

Frida (2002)

Das tut schon beim Zusehen weh: bei einem Straßenbahnunfall wird der junge Frida Kahlo eine Haltestange vom Rücken aus durch das Becken gestoßen, sie tritt aus der Scheide wieder aus. Ich bin doch sehr vom Wert des CAP-Crashtests überzeugt. Seit 1922 hat sich zum Glück einiges in Sachen Verkehrsmittelsicherheit getan.


Manche Menschen hätte ich wirklich gerne persönlich kennengelernt.

Worum geht’s?


Frida Kahlo ist Tochter in einem Künstlerhaushalt im nach-revolutionären Mexiko. Nach dem Unfall mit 18 Jahren lernt sie in mühsamer Rehabilitation wieder gehen und – aus Langeweile – auch das Malen. Halbwegs wiederhergestellt nimmt sie Kontakt zum bereits berühmten Maler, Freigeist und Lebemann Diego Rivera auf und wird zunächst seine Geliebte und später seine Frau.
Das muss trotzdem Liebe sein. Immerhin: zweimal verheiratet, Diego und Frida

Künstlerisch wird Frida zunehmend anerkannt. Konflikte ergeben sich aus der notorischen Untreue Ihres Mannes und aus den Spätfolgen des Straßenbahnunfalls, die immer größere gesundheitliche Probleme verursachen und eine Schwangerschaft in einer Fehlgeburt enden lassen. Frida trennt sich von Ihrem Mann, als der nicht mehr nur mit wechselnden Freundinnen und Modellen, sondern auch mit ihrer Schwester schläft. Frida und Diego lassen sich scheiden und heiraten später erneut. Als leidenschaftliche Revolutionärin unterstützt Frida den emigrierten Trotzki und wird zeitweilig die Geliebte des 28 Jahre älteren Mannes.
Links Frau Trotzki. Fremdgehen wird nie als freundlicher Akt empfunden. 

Mit zunehmenden gesundheitlichen Problemen verdüstert sich Fridas Werk. Der Unterschenkel wird ihr amputiert, Krücken, Rollstuhl, zu ihrer ersten Einzelausstellung in Mexiko lässt sie sich im eigenen Bett auf einem Lieferwagen befördern. Sie stirbt an einer Lungenembolie.

Wie war’s?


Nicht schlecht, aber als Film irgendwie unspektakulär - mich hat sogar das Schreiben der Zusammenfassung oben ermüdet. Erzählt wird ein wirkliches Leben und das wirkliche Leben plätschert bei Frida Kahlo eben so vor sich hin – wenn man von der stetig sich verschlechternden Gesundheitslage absieht, die aber auch keine wirklich Spannung in den Film bringt. Der Film wirkt auf mich wie ein Werk der „Bundeszentrale für politische Bildung“.
"Die gebrochene Säule" ist ein nur auf den ersten Blick oberflächliches Werk.

Gut gefallen hat mir die Filmmusik: die Boleros, die auf den vielen Partys im mexikanischen Künstlerkreisen gesungen werden, gehen ins Ohr und bleiben im Gedächtnis. Überhaupt: die Partys! Da wäre ich gerne dabei gewesen! Schönheit, Freude, Melancholie und Exzess – die Künstler in Mexiko wissen, wie man feiert. Und natürlich die Bilder, die auf einzigartige Weise Lebenshunger und Verletztheit zugleich einfangen.

"Ich verlange keine Treue, ich verlange Loyalität"

Wer will, der kann die ganze Treue vs. Untreue-Nummer von Frida und Diego zum Anlass nehmen, über eigenen Erwartungen und eigenes Verhalten nachzudenken. Bei mir hat es aber nicht so recht eingehakt. Bin vielleicht einfach ein zu treuer Puschen…


Im Ganzen: Sehr informativ, schöne Bilder, schöne Musik, interessante Persönlichkeit. Friendlys Schulnote: eine ZWEI-Minus, ab 18 Jahren (jüngere langweilen sich).

P.S.: Kinderlähmung hat sie auch gehabt...

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