Mittwoch, 14. Januar 2015

Clueless - Was sonst!

Wie macht man eine kreischbunte Teeny-Komödie, die trotzdem etwas fürs Hirn bietet? Regisseurin Amy Heckerling kennt das Rezept: Man nehme ein historisch verbürgtes Meisterwerk wie Jane Austens "Emma", versetze es an eine amerikanische Highschool der 90er und gibt Vollgas. Überraschenderweise funktioniert das gut und macht auch Spaß.
Clueless. Tia mit Zöpfen, komplett aufgebrezelt nach Umgestaltung durch Cher und Dionne
Tia nach der professionellen Umgestaltung: Cher und Dionne haben ganze Arbeit geleistet und das Ergebnis ist entsprechend süß.

Worum geht’s?


Es geht um Beziehungen, insbesondere um schnell wechselnde Beziehungen: Jungs und Mädchen auf der Highschool. Heldin Cher und ihre Freundin Dionne dominieren die Hackordnung unter den In-Mädchen ihrer Schule. Aus dieser Position heraus entwickeln sie ihr neues Hobby, a) neue Mitschülerinnen aufzubrezeln („machen sie das Beste aus ihrem Typ“) und sie b) an standesgemäß populäre Mitschüler zu verkuppeln.

"So wie ich zu den Rolling Stones stehe, werden meine Kinder zu den Nine Inch Nails stehen, also sollte ich meine Mutter vielleicht nicht mehr quälen" 

Das funktioniert auch bei der kumpelhaft-naiven Tai ganz gut, erfordert aber Opfer: Tai muss den süßen Skater Travis hinter sich lassen, um den Athleten Elton zu daten. Der wiederum lässt sich das nur gefallen, weil er eigentlich mit Cher zusammenkommen will. (Ihr seht schon, die Verwicklungen sind zahlreich). 
Clueless: Die Mädchen aus Chers Sportklasse sind zwar gut angezogen zum Unterricht erschienen, strahlen aber dezente Lustlosigkeit aus
Die Sportklasse des Schreckens: "Mein Schönheitschirurg hat mir jede Art von Ballspiel verboten"
Nebenbei macht Tai ihrer Mentorin Cher jetzt die Position des populärsten Mädchens streitig – so hatte sich Cher das nicht vorgestellt. Erschwerend kommt hinzu, dass Cher von ihren Gefühlen jetzt aber so etwas von verwirrt wird: Ihr Stiefbruder Josh interessiert sich zwar für Menschenrechte und Umwelt und überhaupt nicht für Beziehungen – unerwarteterweise macht ihn genau das für Cher interessant. Es kommt zum Kuss, Tia und Cher vertragen sich wieder, zwei Lehrer heiraten, das war's.
Clueless: Skaterboy Travis zeigt Tia sein Skateboard (nicht etwa die Briefmarkensammlung)
Skaterboy Travis ist nicht der Richtige für Tai - findet Cher. Tai braucht einen ganzen Film, um herauszufinden, dass sie das anders sieht

Wie war’s?


Recht chaotisch. Sagen wir es rundheraus: das ist definitiv ein Mädchenfilm, in dem es vor allem um die Mädchensorge „Wer ist meine allerliebste Freundin“ und „wie populär bin ich bei meinen Mitschülerinnen“ geht. Das ist natürlich für alle XYs eine fremde, seltsame Welt - schließlich dreht sich bei uns alles um „wer hat das schlagfertigste Mundwerk“ und „wer hat den stärksten Arm“.
Clueless: Stiefbruder Josh ist ein ganz anderer Typ. Irgendwie mag Cher ihn trotzdem
Der öko-zentrierte Stiefbruder ist möglicherweise sogar noch etwas attraktiver als der gut aussehende Mitschüler, der sich ausdrücken kann, schicke Sachen trägt Fernsehserien sieht - und schwul ist.
Etwas Toleranz vorausgesetzt ist der Film aber auch für Männer und Jungs unterhaltsam. Weshalb? Die Mädels im Film sind ziemlich verrückt (und als Elternteil ist man latent erleichtert, dass die eigene Tochter doch wenigstens etwas weniger durchgedreht ist – zumindest was man so mitkriegt). Die Jungs sind ziemlich verwirrt (was direkt mit dem ersten Umstand zusammenhängt und mich an meine Jugend erinnert). Und die Lehrer sind unfähig, aber gutmütig (was ich mir für meine Kinder wünsche, statt der häufigen Kombination von unfähig und bösartig).
Clueless: Die neue Mitschülerin Tia ist jetzt populär - möglicherweise populärer als Cher (links) und Dionne (rechts)
Tai beginnt, Cher den Rang abzulaufen. Wie darauf reagieren? Scheißen, weglaufen, erblinden?
Friendlys Schulnote: Als Mädchenfilm ein klares „Daumen rauf“, für alle anderen Geschlechts- und Altersklassen auf Grund der klassischen Vorlage grade noch akzeptabel. Von mir eine „DREI-PLUS“. FSK-6

Rätselfrage: In welchem Werk kommt das Zitat „Jesus? Ist für mich gestorben!“ vor? 

Antwort der letzten Frage: Der Hauptmann der Unbefleckten heißt „Grauer Wurm“. Es war Tradition, die kastrierten Krieger mit herabwürdigenden Namen zu erniedrigen. Grauer Wurm hat seinen Sklavennamen nach der Freilassung aus Respekt an seine Befreierin Daeneris behalten. 

(Meine Freundin möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass Daeneris doch ziemlich klein und ziemlich pummelig ist und dass ihr Targaryen-Blond doch wohl höchstwahrscheinlich gefärbt sei....)


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