Freitag, 16. Januar 2015

Aus der Mitte entspringt ein Fluss

Ich habe noch nie einen so unspektakulären und zugleich so überzeugenden Film gesehen. Ihr wisst, dass ich ein Freund von Verfolgungsjagden, Raumschlachten und Action jeder Art bin (muss unbedingt meine Rezension von „Bloodsport“ fertigschreiben). Trotzdem hat mich „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ von der ersten Minute an überzeugt.
Wer möchte nicht mit dem jungen Brad Pitt befreundet sein? Lügner!

Wie war’s?


Intensiv. Und das trotz schwieriger Umstände: Ich hatte mich erst mal eine Weile damit herumgeärgert, den Film von einer Streaming-Plattform zu laden, hatte gefühlte zwanzig Chat-Angebote von „GeileMutti24“ (mit Bildern – kann man seine Kinder überhaupt nicht mehr an den Rechner lassen?) weggeklickt um endlich eine verdächtig unstabile Version des Films auf dem Bildschirm zu sehen.

(An die geschätzten Kollegen der Nordrhein-Westfälischen Strafverfolgungsbehörden: ich habe ernsthaft versucht, den Film legal auszuleihen. Gab‘s aber nicht auf iTunes. Ist der jetzt ab 18 oder was?)
Wenn ich es richtig verstanden habe, muss man die Fliege am Haken mehrmals eng über der Wasseroberfläche hin und her schwingen, damit die Fische das Insekt für echt halten. Wenn man es kann, sieht es recht kunstvoll aus.

Der Film erzählt eine Familiengeschichte in Montana. Wunderschöne Gegend, die ganze Familie betreibt einen optisch ansprechenden Sport des Fliegenfischens (wusste vor dem Film auch nicht, was die Leute daran finden, aber das Auswerfen der Schnur ist ästhetisch ausgesprochen befriedigend).

Das Setting der 10er Jahre: Der Prediger-Vater ist insofern progressiv als er seine beiden Söhne nicht schlägt – und insofern konservativ, dass er sie zuhause unterrichtet, und zwar nur im Lesen und Schreiben. Da reicht es dann nur zu Berufen als Literaturdozent (älterer Bruder Norman) und Journalist (jüngerer Bruder Paul, gespielt von Brad Pitt). Hoffentlich können sie wenigstens ihren Lohn zählen.

Der Rassissmus ist allgegenwärtig: Selbst im verbotenen Speakeasy wollen sie Pauls Freundin nichts servieren, weil sie eine Indianerin sei. Sie zeigt ihnen, dass sie sich trotzdem mehr amüsiere als die anderen Gäste. Hoch die Tassen!
Die Leben der Brüder laufen auseinander: Norman studiert, Paul wird Reporter. Norman wird Dozent, Paul beginnt zu trinken und zu pokern. Die goldenen 20er bringen den Charleston und die Speakeasy-Kneipen auch nach Montana (und sogar Mädchen aus Kalifornien). Norman verlobt sich, Paul geht mit den wilden Mädchen aus.
Norman verlobt sich mit seiner kalifornischen Schönheit. Der Film endet hier, aber dass das nicht gut gehen wird, sieht ein Blinder mit dem Krückstock.
Norman versucht zögerlich seinem Bruder zu helfen, redet ihm ins Gewissen und bietet ihm Geld an – aber Paul ist zu stolz, sogar zu stolz, überhaupt zuzugeben, dass er ein Problem hat.
„Es sind Schulden, aber es sind meine Schulden. Verstehst Du: es sind meine Schulden“
Der letzte gemeinsame Ausflug zum Fischen steht unter keinem guten Omen: Paul kommt zu spät, (und das ist das einzige, was man in Montana nicht tun darf: sich zum Angeln verspäten). Der Vater fischt nicht mehr, sondern sieht lieber seinen Söhnen zu und liest in der Bibel. Am nächsten Morgen ist Paul tot, mit einem Revolvergriff vor der Pokerspelunke zu Tode geprügelt.

Wie war’s?


Ruhig. Und gut. Und ich habe ein romantisches Angebot von meiner Freundin bekommen: sie möchte sich mit mir beide Kill-Bill-Filme hintereinander ansehen. Wie nett! Zum Film: Es beruhigt schon beim Zusehen, wenn Paul und Norman ihre Köder in weiten Schwüngen über den Black Foot River fliegen lassen. Die Darstellung der drei Zeitebenen (als Kind, als Jugendlicher, als junger Erwachsener) wirkt auf mich wie drei Dioramen, die einen faszinierenden Einblick in das ländliche Amerika (hier ausnahmsweise im guten Sinne des Wortes) geben. 
Sie war die Schönheitskönigin der Stadt. Damals ist sie stehend auf dem Pferd durch die Menge geritten, dass ihre Röcke nur so flogen - deshalb hat man sie gewählt. In ihrem neuen Job ist ein Hosenrock eher hinderlich.

Nicht zu vergessen: der jugendliche, auf wirklich unnachahmliche Weise sympathisch grinsende Brad Pitt hat hier einen Auftritt, der sogar mit der beeindruckenden Landschaft Montanas konkurriert. (Das Brad in diesem Film mit bloßem Oberkörper zu sehen sei ist übrigens ein Gerücht. Er hat immer noch ein A-Shirt an.)

Friendlys Schulnote: Eine ZWEI-PLUS, FSK-12, ich empfehle den Film auch ab 12 Jahren. Tendenziell empfinden Kinder den Film aber als ‚alt‘ und unlustig.

Rätselfrage: Ein Country-Duo singt die Titelmusik einer aktuellen Serie. Wie heißt der Song?

Antwort der letzten Frage: „Jesus? Ist für mich gestorben“ kommt im Buch „Das Känguru-Manifest vor. (Nicht grade ein Geheimtipp – ist auf der Spiegel-Bestsellerliste).





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