Montag, 14. Juli 2014

Boyhood

Mit 162 Minuten Laufzeit muss man sich schon sehr gut überlegen, ob man diesem Film einen halben Tag seiner Lebenszeit opfern will - es geschieht eigentlich nichts, was man im eigenen Leben nicht auch früher oder später erlebt. Menschen verlieben sich, heiraten, lassen sich scheiden, ziehen um, werden dicker und wieder dünner, werden älter und weiser. Das Besondere an "Boyhood" ist, dass der Film sozusagen in Echtzeit gefilmt ist - der Regisseur hat die Darsteller über 10 Jahre besucht und jedes Jahr Szenen entsprechend Drehbuch und Vorlage aufgenommen.
Die Hauptdarsteller. Sind sie nicht süß?

Worum geht's?

Ein Paar hat früh ihre beiden Kinder bekommen und sich (schon vor Filmbeginn) wieder getrennt. Der Vater ist Musiker, die Mutter Teilzeit-Aushilfsjobberin, die Kinder acht (das Mädchen) und sechs (der Junge). Papa ist zur Zeit in Alaska mit etwas beschäftigt, über das er nicht reden will. Mama beschließt, ihr Studium wieder aufzunehmen und zieht zur Oma zurück, um Unterstützung bei der Betreuung der Kinder zu haben. Papa zieht in die Gegend, um die Kinder am Wochenende zu sehen. 
Mama verliebt sich in ihren Dozenten (der auch zwei Kinder hat), sie heiraten,  der Mann beginnt zu saufen und schlägt seine Frau. Mit dem Jugendamt evakuiert Mama die eigenen Kinder - die leiblichen Kinder des Ehemannes bleiben auf Nimmerwiedersehen zurück. 
Was macht Papa in Alaska? Und warum kommt er nicht in die Wohnung?
Sohn beginnt zu fotografieren. Mama unterrichtet an der Uni. Der Wochenend-Papa versucht sich im Bowlingcenter in Aufklärung bei seiner Tochter. Neuer Mann für Mama, diesmal ein Ex-Soldat, jetzt Gefängniswärter. Kaufen ein Haus. Neuer Mann trinkt dann auch, wird ausfallend. Mama trennt sich. Sohn wird 15, Papa hat den extra-coolen Torino, den er seinem Sohn zum 16ten versprochen hatte, verkauft. Opa schenkt ihm Ur-Urgroßvaters Kaliber 20 Doppellaufflinte. Sohn verliebt sich, seine Freundin verlässt ihn kurz vor dem Übergang zur Uni. Am ersten College-Tag findet er eine Neue.
Obwohl Mason später eher trauerklosig daherkommt, ist er hier noch ein fröhliches Kind.

Wie war's?

Angekündigt habe ich den Film als "Film des Jahres" um die Kinder meiner Freundin zum Mitgehen zu bewegen - aber ehrlich gesagt: das war er nicht. Der Film ist ein Blick ins Leben dieser Familie mit allen Höhen und Tiefen und Längen. Manchmal passiert etwas spannendes. Manchmal nicht. Manchmal dachte ich mir: ganz wie bei mir zuhause. Oder: ganz wie mein Sohn! Manchmal dachte ich mir auch gar nichts. Aufgeregt habe ich mich nur über einen Motivations-Bullshit-Tritt-in-den-Hintern-Ansprache eines Lehrers, aber mit denen habe ich es ja auch nicht so. Zitat des Films: (Mama am Küchentisch) "Samantha ist auf dem College, jetzt bist Du auch weg - ich dachte einfach, da wäre mehr drin." 

Für Kinder ist der Film eher nicht geeignet, das ist denen zu langweilig. Ich finde den Film ehrlich gesagt erst ab 40 geeignet (und mir war er auch zu langweilig). Im Publikum waren wir beiden dann auch die Jüngsten, und wir hatten nach der Vorstellung schon Schwierigkeiten, ein nicht von kunstsinnigen Silberrücken besetztes Lokal zu finden...
Die Uni eröffnet neue Horizonte: Zum Beispiel eine attraktive Tanz-Studentin
Friendlys Schulnote: eine DREI-PLUS (aber auch nur, weil meine Geliebte den Film super findet)

Rätselfrage: Es gibt einen deutschen Film, in dem der Hauptdarsteller ohne die vorgeschriebenen Arbeitsschutzausrüstung mit einer Kettensäge herumwerkt. Dieser Hauptdarsteller ist überhaupt nur in zwei Filmen aufgetreten.Wie heißt der Film mit der Säge?

Antwort der letzten Frage: Es handelt sich um "From Dusk till dawn". In diesem Tarantino-Film hat Hayek einen Auftritt (in der schlechten, der zweiten Hälfte) als Nackt-Schlangen-Tänzerin in der Vampir-Zombie-Kaschemme "Titty-Twister"

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