Dienstag, 13. Mai 2014

Three days to kill

Damals, als Wünschen noch geholfen hat, und als man Menschen in Großstädten noch zu Dutzenden erschießen konnte, ohne dafür belangt zu werden, da spielt „Three Days to Kill“. Etwas Positives vorweg: das ist einer der wenigen Filme in dem sowohl Schurken als auch den Helden gelegentlich die Munition ausgeht – und das nicht nur, wenn der finale Schuss sitzen soll, sondern (und das halte ich für weitaus wahrscheinlicher) mitten im hitzigen Gefecht.

Keine Angst, sie will nur spielen: Dieser Angle of Darkness ist in Kevin Kostner verliebt

Nun zur Kritik: 

Als erstes: das ist gar kein Film, das hier ist ein Comic. Gravierender noch: es ist ein Superheldencomic! Superkillerman Ethan (Kostner, ohne Bart) will sich aus dem Gewerbe zurückziehen um erstmals für seine Tochter (ca. 14) da zu sein. Pech ist: Ethans Grippe ist leider der Lungenkrebs (Gut: Tochter Zoe mit „Lass jetzt endlich mal das Husten sein“). Drei Monate noch bis zum Besuch des Sensenmannes, da ist das Angebot der CIA-Agentin „Fürstin der Finsternis“ Amber verlockend: Ein experimentelles Heilmittel gegen einen letzten Job.
Ethan und Zoey: eigentlich wollen sie beide, nur trauen tun sie sich nicht
Kleiner Exkurs: Diese Amber! Ist! Überflüssig! Und zwar total. Ich weiß wirklich nicht, was Produzent und Regie sich dabei gedacht haben, eine Agentin! Die sich kleidet, als schlachte sie sonntags kleine Kinder! Und in Ethan verliebt ist! Und deshalb nur finster in der Gegend herumstiert, aber nie etwas Böses tut, das die Wahl von Kleidung und Gestus rechtfertigen könnte. Naja, Schwamm über Lack und Leder.
Wen soll man mehr bedauern?
Überhaupt würde der Film an einer Reihe von komplett unplausiblen Szenen leiden (wenn es eben überhaupt ein Film im engeren Sinne handeln würde): Da stürzt ein Fahrstuhl zwei Stockwerke tief, weil Ethan das Tragseil mit der Pistole durchschießt: Schon mal was von P.T. Barnum und Elisha Graves Otis 1854 auf der Weltausstellung in Paris gehört? Sicherheitsbremse? Und nennt mich kleinlich, aber: welche Jahreszeit haben wir eigentlich in diesem Film? Ethan fährt im Herbst behandschuht Fahrrad und wärmt die Hände mit seinem Atem?

Witzig und nett ist an dem Film eigentlich nur der Umstand, dass Freund Ethan versucht, neben dem Geschäft des erwerbsmäßigen Leute-Ermordens auch noch Kontakt mit Tochter Zoe aufzunehmen. Jeder berufstätige Vater, der bei den Jahrespreisverhandlungen einen Brand-Anruf aus der Schule seiner Kinder bekommen hat, weiß, wovon ich spreche. Obendrein muss er schnell merken, dass sein plötzliches Interesse an Zoe nicht unmittelbar erwidert wird – vielleicht kommt er doch etwas spät.

Und ja, die Folterszenen sind auch witzig (habe ich das wirklich gesagt?). Der Mafia-Buchhalter muss bei vorgehaltener Waffe durchs Telefon ein Pasta-Rezept durchgeben, der levantische Geschäftsmann Ethan aus dem Kofferraum mit Erziehungstipps versorgen: das bedient die Allmachtsphantasien multigestresster Eltern auf das beste.

Mein Fazit: 

Das war es nicht ganz. Nette Idee mit der Vater-Tochter-Killer-Konstellation, auch wenn der „Hidden Killer“ mit „Mr. & Mrs. Smith“ und „True lies“ schon mehrfach verfilmt worden ist (oh Gott! Ich glaube es gibt sogar eine Simpsons-Folge darüber). Wenn diese Geschichte, dann aber ohne die überflüssige Amber, ohne Superheldenfähigkeiten, vielleicht auch ohne die experimentelle Medizin und Lungenkrebs? Weniger ist mehr, oder wie Wolle Joop sagt: „Man zeigt entweder Bein, oder Brust, oder Rücken. Nie alles auf einmal“

Friendlys Schulnote: Eine Drei-Minus. Mehr ist nicht drin

Rätselfrage: ein ziemlich spitzer Berg spielt die Hauptrolle in genau zwei Filmen, einem Dokumentarfilm und einem Spielfilm. Wer war der Regisseur des Spielfilmes?

Antwort der letzten Frage: Harrison Ford als Han Solo in Krieg der Sterne Teil I (Episode 4). Han sitzt in der Kneipe und wird vom Kopfgeldjäger gestellt. Han behält die Hand unter dem Tisch, lockert während des Gesprächs die Waffe und schießt.

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