Dienstag, 17. Juni 2014

Edge of Tomorrow

Ist das schön, Tom Cruise sterben zu sehen! Wieder! Und Wieder! Und nochmal! Von der Liebsten erschossen wegen einer Querschnittlähmung! Einem gebrochenen Bein! Wegen einer Sprunggelenkzerrung! Herrlich!

Problem nur: Tommy spielt in diesem Film wirklich gut, und obendrein einen ziemlich sympathischen Helden der, wie die meisten von uns sich unter dem Motto "Fake it until you make it" mit Mut in die Schlacht wirft. Mitleid mit Cruise? Niemals! Deshalb jetzt erst mal der Inhalt dieser durchdachten, aber doch ziemlich komplexen Humor-Baller-SF:

Tom (im Film: Bill), ursprünglich Werbefuzzi-Creative-Director oder sonst was mit Medien, ist im Zuge der Allgemeinen Mobilmachung gegen die Invasion der Monster-Aliens (Leute, jetzt denkt ihr bestimmt an "Starship Troopers" vom verrückten Robert A. Heinlein - ich habe immer noch nicht verstanden, ob das Buch jetzt ein protofaschistisches Machwerk ist, oder ob es durch überspitzte Darstellung grade diese Tendenzen demaskieren will) zum Major in der Etappe aufgestiegen und, dulce et decorum est pro patria mori, preist den Kampfeinsatz unter Waffen (für alle anderen). 
Was aussieht wie eine LKW-Werkstatt ist ein Trainingszentrum mit brandgefährlichen Killerrobotern: 
Do not step over the red line.
Zu seiner nicht geringen Überraschung erhält er vom General die Order, beim bevorstehenden Großangriff mit der ersten Angriffswelle an der Küste der Normandie (jajaja, D-Day-Anniversary...) abzuspringen. Sein wesentlicher Vorteil: Statt einer Knarre soll er eine Kamera über der Schulter haben.

Das genügt Tom als Lebensversicherung nicht. Er versucht sich gleich auf vier verschiedenen Arten herauszureden, bevor er sich schließlich für einen Erpressungsversuch entscheidet. Das war vielleicht nicht der klügste Schachzug in dieser Situation: Der General lässt ihn verhaften. In den folgenden Tumulten bekommt Tommy eins über die Zwölf und...
Hier ist die Welt noch in Ordnung - der Etappen-Major wird 
von einer gut aussehenden Kollegin empfangen und dem 
wichtigen Chef-des-Chef vorgestellt: 
kein Grund für schlechte Laune
...wach am nächsten Morgen durch Stiefeltritt auf, in der Militärbasis London und mit einem neuen Status als degradiertem Rekruten und dem Einsatzbefehl, am nächsten Tag mit einer Einheit Infanteristen den Strand von Frankreich zurückzuerobern, diesmal mit einer Wumme überm Arm.


Zur Vorbereitung auf den Einsatz bleibt nur ein Tag Zeit, in der er a) seine Einheit kennenlernen muss, b) versucht, sich irgendwie doch noch herauszureden oder zu -schwindeln, c) vom Sergeant herumgeschubst wird und schließlich doch in ein Exoskelett-Kampfanzug in Reih und Glied in einem Truppentransporter-Quadrokopter hängt, bereit, dem Feind entgegengeworfen zu werden. War da nicht noch was? Achja: wie schießt man eigentlich mit diesen Waffen?

Da geht es auch schon los: Der ersten Auftritt von Tommy-Superfighter endet nach wenigen Augenblicken in einem unschönen Splatter - und er ist nicht der erste, der am Omaha-Beach in den Staub beißt. Sein letzter Blick vor dem abnippeln fällt auf die spröde Schöne Rita Vrataski aka "Full metal Bitch", vieldekorierte Kriegsheldin.

Cut - und los gehts wieder mit dem bereits bekannten Aufsteh-Stiefeltritt des Sergeanten: Cruise ist in einer Zeitschleife , die ihn nach seinem Tod zurück an den Morgen seines ersten Tages als Rekrut bringt. Schauderhaft! Grauenvoll! Aber, wenn man es mit der Alternative Tot-sein vergleicht, vielleicht gar nicht so übel, oder?
Militärbasis London: Die Menschheit sammeln sich zum Großangriff auf Frankreichs Küste:
Wie kommt unser Held da noch raus?
Tom nimmt die Dinge wie sie sind und versucht erstmal, den Krieg im Alleingang zu gewinnen. Durch sein Wissen um die Zukunft zumindest dieses Tages und seine zunehmende Expertise mit Waffen aller Art (er weiß jetzt auch, wo der Sicherungshebel ist und wie man vermeidet, das Sprachmodul des Maschinengewehrs auf japanisch zu schalten) wird er schnell erheblich erfolgreicher - was ihm leider nichts nutzt, da der Überraschungsangriff direkt in einen wohlvorbereiteten Hinterhalt der Außerirdischen führt, und da kann selbst er nicht viel ausrichten. Einziger Lichtblick: Als er Rita beiläufig das Leben rettet, erkennt sie, dass Tommy den Schlachtverlauf in die Zukunft sehen kann und fordert ihn auf, sie am nächsten, vorherigen Tag aufzusuchen.
Direkt nach dem lebensrettenden Eingriff:
Rita ist ausnahmsweise etwas weniger kratzbürstig als normal.
Das erweist sich schwieriger als gedacht: nach tausend Toden bei erfolglosen Versuchen, sich von seiner Einheit J abzusetzen (unter anderem durch einen Militärlaster, unter dem sich Tommy durchzurollen versucht - ich liebe das) kann er endlich ausbüchsen und Rita treffen. Nur: Rita ist jetzt einen Tag jünger, weiss von nichts und geht voll in der Rolle der kratzbürstigen, hyperagressiven Alpha-Infantristin auf. Cruise kann sie von seiner Voraussicht überzeugen, weil Rita diese Gabe zeitweilig selbst besessen hatte (irgendeine haneblüchende Begründung mit dem Blut der Aliens, mit dem die beiden in Kontakt gekommen waren, tut hier aber nichts zur Sache). Um Tommy für das Kommende fit zu machen, trainiert  Rita ihn in einer Art Hubschrauberwerkstatt, in der alle technischen Geräte Amok laufen. Es geht darum, jeder Menge rotierender Messer auszuweichen, was besser gelingen sollte. Tommy gelingt es nicht so gut, und so wird er nach einem Wirbelbruch von Rita erschossen. Und dann nach einem Beinbruch. Und nach ("Du musst perfekt fit sein!") einer Rippenprellung... Peng-Peng-Peng.
Emily Blunts Helm wirkt auf mich ein kleines bisschen einschüchternd
Kommt Zeit kommt Rat: Die beiden bekommen heraus, dass sie einen Ober-Außerirdischen töten müssen, um den Krieg noch vor dem Angriff auf die französische Küste zu entscheiden. Es bleiben ihnen nur drei Stunden, um in einem furiosen Endkampf mit den Kameraden der Einheit J im Kopter nach Paris zu fliegen und (unter Selbstaufopferung - schnief!) den Ober-Alien in die Luft zu sprengen. Im Felde bleibt leider auch Rita, was der zarten Liebesgeschichte zwischen ihr und Tommy ein bedauerliches Ende setzt.

Verlangt nicht von mir, das jetzt zu erklären, aber der Film endet damit, dass die Aliens alle sterben wo sie stehen (nachdem ihr Boss tot ist), dass Tommy nun wieder in Majorsrang und -Würden steht, und dass erstaunlicherweise Rita wieder (wie schon in zahlreichen Szenen vorher) im Trainingsraum Yoga übt. Ist wieder der Vortag? Der Jetzttag? Die Zukunft? Ich bin zu dumm für diesen Scheiß, aber schön war's schon!

Wie war's?

Das war mal wieder ein richtig schöner Hardcore-Science-Fiction-Film! Hier wumsen die Kanonen, rattern die Maschinengewehre! Eine zarte Liebesgeschichte zu einer wehrhaften Heldin (Ich will auch einen Totenkopf auf dem Helm!) ist auch dabei, heldenhafter Einsatz der Sidekicks (die dann auch zuverlässig sterben... alles drin. Am Schönsten ist es aber (und da wiederhole ich mich gerne)  Tom Cruise so oft und so phantasievoll sterben zu sehen. 

Friendlys Schulnote: eine Zwei-Plus. (Hilfsweise die Noten meiner Kinder: Zwei, Zwei, Zwei-Plus)

Rätselfrage: In einem Film wird ein Vorhaben dadurch sabotiert, dass ein Mädchen Schuhe geschenkt bekommt. Wie heißt der Film und welche Farbe haben die Schuhe?

Antwort der letzten Frage: Das war "Harold und Maude". Auf dem Filmposter ist Harold im dunklen Anzug mit Beil, Henkerschlinge, Benzinkanister und Rattengift zu sehen.

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