Montag, 18. August 2014

Tammy - voll abgefahren

Eines wird bleiben: Wenn Tammy tanzt, mit der Fastfood-Tüte über dem Kopf nicht recht wissend wo vorne und hinten ist und sich zum Gangsta-Rap von Macklemore der wahrhaft gewaltige Körper von Melissa McCarthy im Pimp-Walz auf ihren Fast-Food-Diner zubewegt - das ist ganz großes Kino.

Sollte es zu denken geben, dass diese Szene auch ungefähr die einzige ist, die im Netz zu diesem Film zu finden ist und dass der Trailer eigentlich nur daraus besteht? Gibt's noch etwas Lustiges im Film?
Erst muss man sich mal in die richtige Stimmung bringen: Tammy betreibt Raubüberfälle als Method-Acting

Worum geht's?

Tammy ist eine sehr, sehr schwere Hilfs-Burger-Braterin mit sehr kurzer Zündschnur. Erschwerend kommt hinzu, dass sie komplett ungebildet ist, sich fortwährend selbst überschätzt, schnell ausfallend wird - ach ja, weinerlich und selbstbemitleidend ist sie auch ein bisschen. Eigentlich genau der Mensch, mit dem man sein Leben teilen möchte. 

Eines Tages - möglicherweise nicht ihr Glückstag - fährt sie auf der Straße einen Hirsch an. Der Hirsch überlebt, das Auto nicht und Tammy kommt zu spät zur Arbeit. Der Manager gibt Tammy direkt die Papiere - dies war nicht ihre erste Verspätung. Jetzt steigert sich McCarthy in eine dieser hilflosen Rache-Orgien, die diesen Film so unterhaltsam machen: sie beschimpft den Manger, verleumdet die Speisen bei den Gästen, spuckt auf jeden Hamburger und schüttelt ihre Haarschuppen in die Brötchentüte - absolut adäquate Reaktion für eine Kündigung, sieht man aber selten. 
Mund-zu-Mund-Beatmung: Aber wehe du beißt mich!


Tammy kommt ungeplant früher nach Hause, was vor allem ihren Mann und die Nachbarin überrascht, für die er einen romantischen Lunch zubereitet hat. So schuldbewusst, wie die beiden dreinsehen kann das nur eines bedeuten. Und weiter geht es in die zweite Stufe der Beschimpfungsorgie!

Tammy muss nun aus der Stadt: Aus der Not heraus tut sie sich mit ihrer Oma zusammen, die Geld und ein Auto hat. Oma sucht einen Fahrer und Unterhaltung - los geht's zu den Niagara-Fällen.

Oma entpuppt sich als haltlose Alkoholikerin und landet hinter Gittern. Woher die Kaution nehmen, um die kranke Verwandte herauszuhauen? Die einfach strukturierte Tammy kommt auf die einzig logische Idee und überfällt ihren ehemaligen Arbeitgeber. (Und eine Fastfood-Tüte über dem Kopf sieht so cool aus, das hat das Potential zum Winter-Trend...).

Die Beschreibung der Augenzeugen? "Eine stark Übergewichtige weibliche Person, 162 cm groß, trägt ein blaues T-Shirt mit einem Bären-Aufdruck und einer Werbung für Reisen nach Hawaii. Das Fluchtfahrzeug hat einen Anhänger mit einem Jetski im Schlepp".
Wenn Tammy wütend ist, bleibt kein Auge trocken: Beschimpfung wird zur Kunst erhoben

Nun gut - hier muss einiges getan werden. Tammy und Oma fahren zu Cousine Lenore, einer sehr tatkräftigen Unternehmerin, die in einem schlossartigen Anwesen mit ihrer Lebenspartnerin auf dem Land lebt. Auf dem Land kann dann auch einiges verschwinden: zum Beispiel der Jetski  ("Wikingerbegräbnis!")  und der Wagen ("Ich liebe es, Dinge in die Luft zu jagen") - leider nicht das T-Shirt. Hier rutscht es ein klein wenig ab ins Melodram, es gibt eine der "Tritt in den Hintern"-Ansprachen, die ich so hasse. Dann geht es glücklicherweise wieder rund, die Polizei verhaftet einige Leute (T-Shirt) und der Film versandet.

Friendlys Schulnote: Eine Zwei-Minus. Der Überfall ist spitze, der Rest ist mau. Wer Melissa McCarthy mag, sollte sich lieber "Taffe Mädels" ansehen, das ist der gleiche Ansatz, aber ohne diesen übertriebenen Proll-Appeal.Vor "Brautalarm" kann ich nur warnen - der dominante Fäkal-Humor ist nicht jedermanns Sache (meine nicht).

Rätselfrage: "Und, Kinder: Keine komischen Geräusche!" kommt in welchem Film vor?

Antwort der letzten Frage: Das war der Hauptmann der Luft-Kavallerie in "Apocalypse Now" nachdem seine die Luftunterstützung die Vietcong-Stellung mit Brandbomben attackiert hat.

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