Dienstag, 15. Juli 2014

Fack ju Göhte

Es ist bestimmt nicht leicht, nach einem knappen Jahr Kassenschlager noch jemanden zu finden, der "Fack ju Göhte" noch nicht gesehen hat, was eine Filmkritik natürlich etwas fragwürdig macht, aber sei's drum, ich mache eh was ich will. Das ist mal wieder ein richtig lustiges Lustspiel mit sympathisch eindimensionalen Figuren und diesem leicht anarchischen Humor, der perfekt zum Tatort Schule passt.

Da fällt dem Nerd das Kinn runter: Zeki setzt auf didaktische Fernwirkung mit der Paintball-Halbautomatik

Worum geht's?

Zeki ist ein richtig schwerer Junge, mit Hurenfreundin und allem was dazugehört. Vor körperlichen Auseinandersetzungen schreckt er nicht unbedingt zurück, und das Dringendste, was der frisch aus dem Bau entlassenen jetzt tun möchte ist, die Beute vom letzten Raubzug zu bergen und damit ein paar ziemlich fällige Schulden zu begleichen. Schade nur, dass Zekis Freundin den Zaster in einer Baugrube eingebuddelt hat - ein Baugrube, über der sich nun das neue Sportzentrum des Goethe-Gymnasiums wölbt.

Nach reichlich Ausflippen beschließt Zeki, an eben dieser Schule Hausmeister zu werden. Missverständnisse führen dazu, dass er stattdessen als Aushilfslehrer eingestellt wird. Zekis pädagogischer Gegenentwurf, die überkorrekte Referendarin Lisa (die den graden Weg von Goethe-Gymnasium zur Uni zurück zum Goethe-Gymnasium genommen hat) eröffnet Zeki die Chance, die dringend angefragten Zeugnisse nachzuliefern (indem er Ihre Zeugnisse als Vorlage verwendet), erpresst ihn aber dazu, die berüchtigsten Rabauken aus der 10b zu unterrichten, mit denen Lisa selbst nicht zurechtkommt.
Bitchfight in der Siedlung: Chantal läß sich nicht rumschubsen

Zekis Lehrleistung, ohnehin bescheiden, leidet zusätzlich darunter, dass er jeden Abend mit Schlegel und Eisen in den Stollen zieht, den er unter der Turnhalle gräbt. So zeichnet sich sein Unterrichtsstil nicht grade durch übermäßigen Langmut aus. Die Schülerinnen lungern am Sportplatz rum? Da greift Zeki gerne mal zur Paintball-Gun. Eine unerwartete Symbiose ergbt sich aus Lisas und Zekis Zusammenwirken: Sie sorgt dafür, dass Zeki nicht direkt herausgeworfen wird und wirkt mäßigend auf ihn ein, er verbessert ihr Ansehen in der Schülerschaft und hilft ihr, die Vormundschaft für ihre Schwester zu bekommen. Endlich funkt es auch zwischen ihnen - die Leidenschaft kühlt leider jäh in dem Moment wieder ab, in dem Zeki die Beute birgt, Lisa von Zekis Verbrechervergangenheit erfährt und seine Enttarnung sicher scheint.
Drogenprävention a la Zeki: Fragt meinen Kumpel doch mal, ob er mit der Gesamtsituation zufrieden ist.

Schluss, aus mit der Liebe, Zeki braucht frisches Geld und plant den nächsten Raubzug. Das ist strategisch schon deshalb unklug, weil parallel seine (Huren-)Freundin Charlie Lisa grade bearbeitet, ihm eine letzte Chance zu geben. Grade noch rechtzeitig überlegt Zeki es sich (beinflusst von seinen Schülern) anders. Als Dea ex machina stellt die Rektorin dem Lehrer ohne Abschluss ein Abiturzeugnis aus und ein Studienplan zusammen: er darf weiter unterrichten.

Wie war's?

Der Film ist ebenso vorhersehbar wie witzig. Schule kennt ja jeder. Zeki zu sehen, wie er die Anstalt aufmischt, ist ein wunderbares Vergnügen. Erfreulich ist, das auch dem Macho-Verbrecher-Lehrer und Ober-Checker nicht alles glückt - wie es aus meiner Lehrerfahrung (als Oberchecker... hihi) nur realistisch ist. Alles gut, alles gelungen.
(Es ist natürlich klar, dass Chantal 'Ackermann' eine Anspielung auf 'Die Feuerzangenbowle' ist, oder?)
Das ist noch nicht das Happy End, obwohl er in die Augen schaut und nicht in den Ausschnitt:
Zeki hat die Frau, aber nicht das Geld

Friendlys Schulnote: Eine Eins-Minus. Super Film, aber wirklich die ganz, ganz leichte Muse, da endet die Skala leider hier.

Räselfrage: In einem Film aus dem Jahr 1961 reitet ein Toter auf einem weißen Pferd (nein, damals gab es noch keine Zombiefilme) aus einer Stadt heraus. Wie heißt die weibliche Hauptdarstellerin?

Antwort der letzten Frage: Es handelt sich um den an einem Hirntumor erkrankten Vater aus "Halt auf freier Strecke". Er arbeitet bei DHL. Das Hochbett kann er nicht mehr aufstellen, weil er mental nicht mehr mit der Bauanleitung zurechtkommt. Schließlich bittet er einen Kollegen, ihm zu helfen. Seine Frau kommentiert das Ergebnis mit "so schlimm kann dein Tumor nicht sein, wenn du das noch hinkriegst". 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bloggerei

Blogverzeichnis